SWR2 Wort zum Tag

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Das Musikstück hat jeder schon einmal gehört. Den Hochzeitsmarsch. Wie der Name schon sagt: Das Stück schlechthin, wenn zwei heiraten. Geschrieben hat es der deutsche Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy (03.02.1809-04.11.1847). Heute ist sein Todestag. Felix war ein Komponist wunderbarer Werke. Sein Leben steht aber auch für das schwierige Verhältnis von Juden und Christen.

Der Komponist wird im 19. Jahrhundert in eine Familie angesehener deutscher Juden hineingeboren. Sein Großvater war der Philosoph Moses Mendelssohn. Der trat für das friedliche Miteinander von Juden und Christen ein. Gotthold Ephraim Lessing setzte ihm mit dem Stück »Nathan der Weise« ein Denkmal. Auch Felix überwindet scheinbar spielend leicht die Grenzen der Religionen. Er komponiert schon mit zehn Jahren, schreibt vor allem geistliche Werke. Und zwar für alle: Lutheraner, Anglikaner, Hugenotten und Katholiken.

Doch Mendelssohn Bartholdy lebt in einem schwierigen Umfeld. So lässt der preußische Staat 1816 verlauten: „Solange der Jude aber Jude bleibt, kann er keine Stellung im Staate einnehmen.“ Obwohl sich Felix taufen lässt, wird er immer wieder wegen seiner jüdischen Herkunft diskriminiert. Seine Musik wird nicht aufgeführt, bei Bewerbungen wird er übergangen.

Felix Mendelssohn Bartholdy wird nur 38 Jahre alt. Als er 1847 stirbt, gilt er als der bedeutendste Komponist Europas. Aber der Antisemitismus verfolgt ihn auch noch nach seinem Tod. Richard Wagner schreibt abfällig, dass Mendelssohn als Jude nicht in der Lage gewesen sei, eine Kunst zu schaffen „die tiefe, Herz und Seele ergreifende Wirkung hervorbringen“ konnte.

Seine Werke liefern den Gegenbeweis. Wer einmal etwas von Mendelssohn Bartholdy gesungen oder gespielt oder gehört hat, weiß das. Und die Musik zeigt auch, wie sich verschiedene religiöse Welten versöhnen lassen. So vertonte Mendelssohn Bartholdy das Leben von zwei großen jüdischen und christlichen Gestalten. In den Oratorien »Paulus« und »Elias«. Umso deutlicher steht der Komponist für die unheilvolle Art, wie gerade mit Juden in Deutschland lange und oft umgegangen wurde. Er steht aber auch für eine Zeit, die hoffentlich endgültig überwunden ist.

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