Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Eigentlich war ich zuversichtlich bei dem Ökotest im Internet. Ich sollte Lebensweise und Energieverbrauch darstellen, und das Programm würde dann ausrechnen, welche Last ich für die Umwelt darstelle. Wir haben kein Auto, machen keine Flugreisen und achten einigermaßen auf Umweltverträglichkeit. Deshalb rechnete ich mit einer Bestätigung meines guten ökologischen Gewissens. Doch das Programm ergab: Wenn alle so leben  wie ich, braucht die Menschheit insgesamt zweieinhalb Planeten Erde.

Zweieinhalb Erden. Das war eine ernüchternde Auskunft. Aber was heißt „wenn alle so leben“? Es leben ja nicht alle so wie ich. Doch das ändert sich gerade. Nicht erst die Flüchtlinge haben uns gelehrt: Selbst in den Tiefen Afrikas und Asiens wissen die Menschen, wie wir in Deutschland leben und wie gut es uns geht. Das können sie auf jedem Smartphone nachschauen. Auch andere wollen ein Leben wie im Westen und Norden, ob sie in Indien oder anderen aufstrebenden Staaten leben. Mit allen Folgen für die Umwelt. Wir können es ihnen nicht verdenken: Auch wir wollen lieber eine funktionierende Wirtschafts- und Konsumwelt als uns mit einigen unverdächtigen Ökoartikeln und armer bis gefährlicher Lebensweise zufrieden zu geben. Schließlich gilt das weltweit als erstrebenswert.

Doch die Folge sind der Verbrauch mehrerer Erdbälle. Offenbar geht es um mehr als   Mülltrennung und Sparlampen. Wir sind an einem Punkt angelangt, wo kosmetische Änderungen und ein wenig Umweltschutz nicht mehr reichen. Es können nicht alle so leben wie wir. Und auch wir können nicht weiterleben wie bisher. Es ist die Zeit für eine Tugend, die alle Religionen propagieren: Für das Teilen. Teilen meint sich die Situation anderer zu eigen machen und wirkliches, ernsthaftes Hergeben. So wie es der heilige Martin tat, als er seinen Mantel mit dem Bettler teilte. Es heißt nicht, die eigenen Lebensgrundlagen aufgeben, sondern sie für alle nutzen.  Wir müssen die Schätze der Erde so teilen, dass sie für alle reichen. Denn „zweieinhalb Erden“ haben wir nicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20663
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