SWR3 Gedanken

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In der Bibel stehen neben schönen Geschichten auch grausame. Eine davon ist die von Kain und Abel.

Kain, der Ältere, setzt auf den Ackerbau. Er baut Getreide an. Sein Bruder Abel spezialisiert sich auf die Viehwirtschaft und hütet Schafe. Und irgendwie scheint er erfolgreicher zu sein. Abel hat wohl ein glücklicheres Händchen.

So kommt es, dass Kain der Neid packt. Und zwar so sehr, dass er seinen eigenen Bruder auf dem Feld erschlägt. Dort gibt es keine Hilfe und keine Zeugen - denkt sich Kain. Aber da hat er sich geirrt. Gott stellt ihn zur Rede.

In China oder den USA würde Kain heute wahrscheinlich die Todesstrafe drohen. Aber Kain wird anders bestraft. Er wird vertrieben aus seiner Heimat. Ruhelos muss er herumziehen, ist nirgends mehr sesshaft. Wie schlimm das ist, können heute all jene am besten nachvollziehen, die keine Heimat mehr haben.

Aber schlimmer noch: Als Mörder ist Kain in der damaligen Zeit vogelfrei. Das heißt, jeder darf ihn töten, ohne dafür bestraft zu werden. Doch Gott lässt sich etwas einfallen, um den heimatlosen Kain wenigstens vor dem Tod zu bewahren: Er kennzeichnet ihn mit dem so genannten „Kainsmal“. Vielleicht eine Art Tätowierung. Sie soll ihn davor bewahren, selbst erschlagen zu werden.

Amnesty International ruft heute zum Welttag gegen die Todesstrafe auf, mit dem Ziel, sie weltweit abzuschaffen. Auch Gott wollte mit dem „Kainsmal“ ein Zeichen setzen, das viele Regierungen bis heute noch nicht kapiert haben: Gewalt soll nie mit neuer Gewalt beantwortet werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20656
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