SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Wenn mich jemand fragen würde, nach was ich mich am meisten sehne, dann würde ich antworten: ein Jahr nach Irland gehen. Dort ein Buch schreiben, Musik machen und viele Pubs besuchen. Auch meine Frau träumt von Irland und einem Cottage am Meer. Da wir aber weder das Geld, noch die Zeit dafür haben, verschieben wir diesen Traum immer wieder auf übermorgen.

Ich schätze, damit sind wir nicht allein. Viele Menschen müssen ihre Träume immer wieder aufschieben, weil sie ein bisschen zu groß gedacht sind: die Safari, das eigene Bauernhaus, die Route 66, alles schwierig zu verwirklichen. Und dann kapitulieren die Menschen und gewöhnen sich das Träumen ab.

Schade eigentlich, denn Sehnsüchte machen doch eigentlich Spaß. Mir jedenfalls tut es gut, ab und zu mit meiner Frau von Irland zu träumen. Und wir haben kleine Tricks, dass wir nicht resignieren. Zum Beispiel führen wir ein „Sehnsuchtsbuch“. Dort schreiben wir alles hinein, was wir machen werden, wenn die Kinder aus dem Haus sind, oder wenn wir mal viel Zeit und Geld übrig haben sollten.

Eine Ordensschwester hat mir noch einen Tipp gegeben: „Sie müssen ja nicht immer gleich alles wollen. Manchmal reicht es, etwas nur teilweise wahr zu machen.“ „Ob mir das wohl reicht?“, habe ich gedacht. Aber dann kam die Chance, es auszuprobieren. Oma war da, hat die Kinder übernommen und uns einen freien Abend geschenkt. Wir wollten uns gerade resigniert ins Sofa fallen lassen, denn für einen Abend brauchst du nicht nach Irland zu reisen. Da hatte meine Frau eine super Idee: „Lass uns ins Irish Pub gehen!“

Yes, das war´s. Es hat so gut getan, unserem Traum ein bisschen nahe zu sein. Gemütlich unter irischen Fähnchen ein Guinness zu trinken. Es hat unsre große Sehnsucht nicht gestillt, aber es hat sie beflügelt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20655
weiterlesen...