SWR3 Gedanken

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Mitten durch die Obstwiesen des Bodensee-Hinterlandes zieht ein seltsamer Tross: ganz vorne sechs Ponys, darauf und drum herum eine Horde ausgelassener Kinder. Und hinten, da laufen die Eltern. Über 40 Kilometer haben sie die letzten fünf Tage hinter sich gebracht, von Ravensburg bis nach Immenstaad. Und das ganz ohne: „Wie weit noch?“ oder „Wann sind wir endlich da?“

Der Organisator Andreas Steiner weiß warum. Er sagt: „Das liegt an den Ponys. Die ziehen die Kinder förmlich mit.“ Der Pastoralreferent wollte ein spirituelles Angebot für Familien machen, und so hat er das „Pony-Pilgern“ erfunden. Das Konzept scheint aufzugehen: Ponys – das zieht die Kinder an und Pilgern die Erwachsenen.

Die Gruppe ist auf einem Teil des Jakobswegs unterwegs. Viele sind vor ihnen schon auf diesem Weg gepilgert. Pilgern hieß schon immer: sich in die Fremde begeben, sich Ungewohntem aussetzen. Und Pilger haben immer die Hoffnung, auf ihrer Reise Gott näher zu kommen.

Das gilt auch für die Pony-Pilger. Sie haben sich vorgenommen, Gott mit ihren Sinnen zu suchen. Andreas Steiner sagt: „Letztlich können wir Gott nur mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen – und vielleicht auch noch mit unserem sechsten.“ Und so schärfen die Kinder ihre Sinne. Zum Beispiel beim Riech-Parcours. Es gilt aber nicht nur Ponymist und Bergkäse zu erriechen, sondern auch der Frage nachzugehen: Wen kann ich nicht riechen, und wie gehe ich damit um?

Im Abendgebet wird das, was alle am Tag erlebt haben, vor Gott gebracht. Und meistens sind das schöne Erfahrungen: Auf dem Rücken eines Ponys reiten oder singen am Lagerfeuer. Der Duft von frischem Heu und Apfelbäumen. Stolz sein auf die harte Tagesetappe. Und vielleicht auch das Gefühl, heute ein Stück mit Gott unterwegs gewesen zu sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20654
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