SWR3 Gedanken

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Im altehrwürdigen Kloster Weingarten bei Ravensburg geht´s neuerdings etwas lebendiger zu als bisher. Zwei Kinder flitzen auf dem Rad über den Klosterhof, neben der Klostermauer ist ein Volleyballnetz gespannt. Und im Schatten der Basilika sitzt eine Gruppe Erwachsener auf Plastikstühlen und trinkt Tee.

Die Diözese Rottenburg – Stuttgart hat sich dazu entschieden, das Kloster Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen. Die letzten Mönche waren schon 2010 ausgezogen. Und dennoch musste man zusammenrücken, um die Pläne umzusetzen, denn das Kloster ist inzwischen anderweitig genutzt worden.

Es war die Idee des Bischofs. Sie kam für alle etwas überraschend, ist aber durchaus nachvollziehbar. Nicht nur weil das Kloster auf dem Martinsberg steht und Sankt Martin als Paradebeispiel für alles gilt, das mit Teilen zu tun hat. Sondern auch weil es dem Wort Jesu entspricht: „Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen.“

Die Menschen, die jetzt im Kloster aufgenommen werden, kommen aus Eritrea, Kamerun oder Pakistan.  Als Ansprechpartnerin hat sich Schwester Ines für drei Jahre zur Verfügung gestellt. Sie stammt aus dem Franziskanerkloster Reute und hat ihr beschauliches Klosterleben fürs erste aufgegeben. Sie kümmert sich um alltägliche Kleinigkeiten wie Waschpulver und Pflästerchen genauso wie um Deutschkurse oder Praktikumsplätze.

Einerseits sagt sie: „Die Ämtermühle macht mir zu schaffen. Wenn nichts vorangeht, ist das frustrierend.“ Andererseits hat sie die Arbeit mit den Flüchtlingen verändert. „Meine Welt ist größer und realer geworden“, sagt sie.

Am meisten ist sie beeindruckt davon, wie optimistisch die Flüchtlinge in die Zukunft schauen. Sie sagt: „Die Welt ist nicht schöner, sondern schmerzhafter geworden. Aber die Hoffnung ist bei allen eine halbe Nummer größer als ihre Verzweiflung.“

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