SWR3 Gedanken

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Eine High School in New York. Im Klassenzimmer geht es drunter und drüber - wie immer am ersten Schultag. Frank McCourt, der frisch gebackene Lehrer, betritt zum ersten Mal sein Klassenzimmer. Pete brüllt gerade: „Wer will mein Pausenbrot?“ Andy lässt einen dummen Spruch ab und als Quittung fliegt ihm das Pausenbrot um die Ohren. Und irgendwie landet es direkt vor den Füßen des neuen Lehrers.

Plötzlich wird es still in der Klasse. Frank McCourt weiß: jetzt entscheidet es sich, ob ich als Lehrer anerkannt werde oder nicht. Er sagt nichts, sondern folgt einer inneren Eingebung. Er bückt sich, hebt das Pausenbrot auf, wickelt es sorgfältig aus und beißt hinein. Er isst es vor den Augen der Klasse auf, und er genießt jeden Bissen.

Frank McCourt sagt später: „Ab diesem Zeitpunkt hingen mir die Schüler an den Lippen. Ich habe einfach das getan, was ich am besten kann. Anstatt zu unterrichten habe ich Geschichten erzählt.“ Frank McCourt ist Schriftsteller geworden. Seine Lieblingsgeschichte war aber immer die mit dem Pausenbrot. Er sagt: „Ich war der erste Lehrer in ihrem Leben, der ein Sandwich vom Boden aufgehoben hat und es vor versammelter Mannschaft verdrückt hat.“

In diesem Augenblick hat Frank McCourt wohl das Herz der Klasse erobert. Und nicht nur das. Er hat den Schülern mit dieser Aktion etwas Wichtiges gezeigt: Nämlich wie sehr er das schätzt, was von ihnen wie Abfall behandelt wird. Wenn das keine richtige Erntedank-Geschichte ist.

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