Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Also Nachrichtensprecher möchte ich nicht sein. Schon gar nicht in diesen Tagen. Wie halten die das durch, frage ich mich. So viele Schreckensmeldungen an einem Stück.
Die ganze Welt aus den Fugen. Hunger, Elend, Krieg und Tod.
Und die Flüchtlinge und der Streit, den das auslöst unter Freunden und Feinden, die man kaum zu unterscheiden weiß.
Was da in wenigen Minuten in eine Sendung gepackt werden muss, das hält man doch im Kopf nicht aus und im Herzen schon gar nicht.
Nachrichtensprecher müssen stark sein. Ganz stark. Sonst müssten sie zwischendurch rausgehen, Luft holen, weil es eben so zum Davonlaufen ist, was es da zu berichten gibt.
Aber was heißt da stark sein?
Stark kann auch sein, wenn man Schwäche  zeigt. Und das war vor kurzem in den Abendnachrichtengesehen. Bis dahin hatte ich noch keinen Nachrichtensprecher mit den Tränen kämpfen sehn. Dass sich mal jemand versprochen hat oder einen komplizierten Namen nicht fehlerfrei heraus bekam, das habe ich schon erlebt. Das kommt schon mal vor. Aber ganz ungewöhnlich und bemerkenswert fand ich, was da in den Spätnachrichten passiert ist:
Ein ganz seriöser Nachrichtenmann erzählt nach einem Beitrag über die Flüchtlingsproblematik kurz und knapp von einem Linienbusfahrer aus Erlangen. Bei dem sind 15 syrische Flüchtlinge in den Bus eingestiegen in die Linie 286 an der Haltestelle am Schwimmbad. Und der Mann greift zum Busmikrofon und macht eine Durchsage, die anschließend durch die sozialen Netzwerke geht wie ein Lauffeuer.
Er sagt nämlich in gepflegtem Englisch:
„Ich habe eine wichtige Nachricht für die Menschen aus der ganzen Welt in diesem Bus:
Willkommen!
Willkommen in Deutschland, willkommen in meinem Land!
Haben Sie einen schönen Tag!“
Nur so viel. Nicht mehr. Dann gibt der Nachrichtensprecher ab an seine Kollegin im Studio und sagt mit Tränen in den Augen nur einen Satz:
„Es kann manchmal so einfach sein!“
Und dann bin ich dagesessen und habe gespürt:
diese Nachrichtensendung war mehr, als der bloße Transport von Informationen.
Das war ein Stück gottvoller Werbung für einen menschenwürdigen Umgang miteinander, ganz im Sinne der Bibel, die sagt:
„Einer komme dem anderen mit Ehrerbietung zuvor!“
Und jetzt zu den Nachrichten.

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