SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Erwachsene wollen gern die Größten sein. So war das auch bei den Jüngern von Jesus. Die haben ihn nämlich gefragt: „Wer ist der Größte im Himmelreich?“ Daraufhin hat Jesus ein Kind in ihre Mitte gestellt und gesagt: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“
Was haben Kinder Erwachsenen voraus, dass Jesus sie als Vorbild in die Mitte von Erwachsenen stellt? Was können wir von ihnen lernen?
Zum einen: Kinder gehen mit ihren Gefühlen ehrlich um. Sie äußern sie unverblümt. Sie können sich gar nicht verstellen. Und dann: Den Menschen, zu denen sie eine gute Beziehung haben, Mutter, Vater, Großeltern, Erzieherinnen, vertrauen sie und verlassen sich ganz auf sie. Der Papa fängt mich schon auf. Ein drittes: Kinder kennen nur Ja oder Nein. Sie taktieren nicht wirklich. Sie sagen es, wenn ihnen das Essen nicht schmeckt. Und wen sie lieben, den lieben sie ganz und wen sie nicht mögen, den meiden sie eben. Kinder sind direkt.
Ich finde: Bei Kindern können wir Erwachsenen in die Schule gehen. Für unser Zusammenleben ist es besser, wenn wir direkter sagen, was wir nicht gut finden, mit mehr Ehrlichkeit und weniger Taktieren. Wir können mehr zu dem stehen, was wir wirklich meinen. Das ist für andere und mich selbst manchmal unbequem, aber jedenfalls weiß der andere, was ich will und was mir wichtig ist. Wie ein Kind will ich auch versuchen anderen einen Vertrauensvorschuss zu geben. Ich will davon ausgehen, dass sie meinen, was sie sagen. Ein Leben ohne Vertrauen ist doch arm.
Zugegeben, als Erwachsener habe ich mehr Erfahrung als ein Kind. Mein Vertrauen ist auch schon  missbraucht worden. Ich weiß, was alles schief gehen kann, wenn ich es wage, etwas Neues anzufangen.
Aber damit kann man es sich auch einfach bequem machen. Unsere Zeit fordert uns heraus, Neues zu wagen, zum Beispiel für das Zusammenleben mit denen, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind, weil das Leben dort gefährdet oder unerträglich geworden ist.
Von Kindern will ich das Vertrauen auf Gott lernen. Der kann mir Mut und Kraft für das Neue geben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20607
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