SWR3 Gedanken

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Als die Deutsch-deutsche Grenze geöffnet wurden, war die Begeisterung riesengroß. Wildfremde Menschen lagen sich in den Armen. Es gab nur noch Deutsche im Freudentaumel. Es war ein wenig, wie ich mir das biblische Pfingstfest vorstelle: Damals haben die Jünger Jesu allen möglichen Leuten von der Auferstehung Jesu erzählt. Und das scheinbar so überschwänglich und begeisternd, dass alle Sprachbarrieren überwunden wurden und auch Menschen zu den Christen kamen, die vorher nun gar nichts damit zu tun hatten. Die Begeisterung war eben riesig.
Nach 25 Jahren Deutsche Einheit ist die Begeisterung nicht mehr so riesig. Aber jedes Jahr beschwören wir die Einheit zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Bayern und Nordrheinwestfalen und Sachsen-Anhalt und den anderen Bundesländern.
Deutschland ist auf jeden Fall durch die Einheit bunter geworden. Schon allein, was die Dialekte angeht. Früher kannte ich Sächsich ja nur von Kabarettisten, die Honecker parodiert haben. Jetzt kenne ich einige Menschen, die Sächsisch als Muttersprache haben.
Und das mit den Sprachen wird jetzt noch spannender. Denn die Frage ist: Wie wird sich unser Land verändern, wenn Menschen zu uns kommen, die Arabisch, Urdu oder Paschunisch sprechen? Als die ersten kamen, hatte ich wieder diese Pfingstgefühl. Fremde Menschen kamen und sie wurden und werden herzlich aufgenommen. Ob das aber auch anhält? Wie wird Deutschland in 25 Jahren aussehen?
Die deutsche Einheit hat Deutschland vielfältiger und bunter gemacht. Vielleicht gibt es ja neben dem Tag der deutschen Einheit irgendwann noch einen Tag der deutschen Vielfalt?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20592
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