SWR3 Gedanken

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In unserer Stadt haben Jugendliche an die Moschee Hakenkreuze geschmiert. Sie wurden dabei gefilmt, aber identifizieren konnte man sie leider nicht. Die Aufregung war groß, aber die Solidarität mit der Moscheegemeinde auch.
Nach ein paar Gesprächen mit der Moscheegemeinde und untereinander war klar, wir als Kirche wollen ein Zeichen setzen und dem etwas entgegnen. Kurzfristig wurden viele Menschen aus der Stadt, den Kirchen und der Moschee mobilisiert, die in einer Aktion die Hakenkreuze entfernt haben.
Es war fast ein kleines Happening. Viele waren da, Jugendliche, Erwachsene und Alte. Viel mehr als man gebraucht hätte. Und nach einer Stunde war alles erledigt. Die Moschee war wieder weiß. Und jetzt?
Die Jugendlichen, die die Hakenkreuze an die Moschee geschmiert haben, sind immer noch nicht gefasst. Und es gibt immer noch Leute, die die Moschee doof finden, auch wenn sie keine Hakenkreuze drauf schmieren.
Aber bei anderen hat sich etwas verändert. Vor allem bei denen, die bei der Aktion dabei waren. Manche von denen sagen jetzt: Bei der Moschee hab ich die Wand mitgestrichen. Das ist unsere Moschee, auch wenn ich selbst in die Kirche gehe.
Ich gebe zu, das ist bei uns in der Stadt recht einfach, wir haben nur die eine Moschee. Es ist also quasi die Moschee unserer Stadt. Aber als zweites kommt hinzu: Genauso wie die Kirche, ist die Moschee der Ort, wo sich Christen und Muslime begegnen. Entweder bei Festen oder beim interreligiösen Dialog. Hier tauschen sich die Christen und die Muslime aus, sie feiern und sie essen miteinander, weil ihnen ein friedvolles Miteinander am Herzen liegt. So kann es eben auch meine Moschee sein.
Und die Muslime sprechen auch immer von ihrer Kirche. Und ich bin sicher, sie würden uns auch helfen, wenn Hakenkreuze an unsere Kirchentüre geschmiert wären.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20589
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