Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Gewalt und Religion- manche meinen ja- das eine habe mit dem Anderen zu tun. Könnte man ja auch denken, wenn man die Grausamkeiten sieht, die Islamisten heute im Namen Gottes begehen. Und die christlichen Kreuzzüge sind auch noch nicht so lange her. Offensichtlich ist die Versuchung groß, Gewalt mit dem eigenen Glauben zu rechtfertigen. Das war schon zu Jesu Zeiten so.
Aber - Gewalt und Religion, das geht gar nicht zusammen. Findet Jesus.
Es ist eine der kürzesten Geschichten in der ganzen Bibel, in der Jesus das klar macht. Jesus ist mit seinen Jüngern in Samarien unterwegs. Es wird dunkel, sie suchen ein Quartier. Doch die Samaritaner hassen die Juden - aus religiösen Gründen. Ein samaritanisches Dorf will Jesus und die zwölf Jünger nicht aufnehmen. Da packt es Johannes und Jakobus, zwei der zwölf Schüler Jesu. Sie wollen göttliches Feuer vom Himmel fallen lassen. Das Dorf und seine Bewohner sollen brennen. Wie damals in Sodom und Gomorrha, als Gott die Menschen vernichtet hat, weil die so böse waren.
Aber für Jesus muss dieser Vorschlag so abwegig gewesen sein, dass die Bibel nicht einmal ein kurzes Zitat Jesu überliefert. Stattdessen steht da nur: Jesus weist die beiden zurecht und zieht weiter. Mehr nicht. Der Sinn ist klar: Ihr wollt Gotteskrieger spielen? Denkt nicht mal dran! Auf Kreuzzug wollt ihr gehen? Ohne mich – dann sind wir geschiedene Leute. Mit mir werden keine Häuser angezündet und keine Menschen verbrannt!
Mich fasziniert, wie lapidar und abschließend die Bibel das Thema behandelt. Mehr ist auch nicht nötig. Eine kurze Szene auf einem staubigen Weg am Rande eines Dorfes und alles ist gesagt. Das beeindruckt mich.
Und noch etwas fasziniert mich. In der Bibelgeschichte geht es nicht nur darum zu zeigen: Jesus lebt heilig und gewaltfrei. Die Geschichte macht klar: wer immer sich gestern, heute oder morgen auf Jesus berufen will, der muss auf Gewalt verzichten, wenn er Probleme lösen will.
In der Kürze liegt die Würze. Und eine unscheinbare Geschichte kann es in sich haben. Sie weist uns zurecht und sie weist uns auf einen Weg ohne Gewalt. Das mit Sodom und Gomorrha hat die Gewalt nicht aus der Welt gebracht. Jesus hat eine bessere Idee und fängt damit gleich bei den Jüngern an: reden, und noch mal reden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20554
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