SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

 „Und genau da bleib mal noch eine Weile“, sagte eine Kollegin zu mir. Und zwar meinte sie „neben der Spur“. Es hatte mich etwas gehörig aus der Bahn geworfen und ich erzählte meiner lebensweisen Kollegin davon. Und dann fiel dieser Satz: “Bleib ruhig noch ein bisschen neben der Spur! Du darfst das, du brauchst das jetzt. Du hast etwas erlebt, das so belastend für dich ist, dass es wichtig und richtig ist, diesen Zustand auch zuzulassen.“ Wie recht sie doch hat, die liebe Kollegin und wie unheimlich gut das tut, wenn dir jemand sagt: ja jetzt ist seelischer Ausnahmezustand, da kannst du nicht funktionieren wie sonst uns sollst es auch nicht. Weil du sonst deiner Seele Gewalt antust. Sie muss wieder ins Gleichgewicht kommen und da ist es normal, dass du wackelst, dass du fahrig bist, dass du offene Nervenenden hast und den Zucker in den Aschenbecher kippst statt in den Tee. Natürlich soll so ein Zustand nicht zu lange dauern und man muss auch irgendwann wieder aus ihm herauskommen. Da tun dann die geregelten Alltagsbahnen gut, sie helfen stabilisieren, sind wie ein Geländer, an dem man sich festhalten kann. Aber zwischendurch darf man schon neben der Spur sein. Und es ist dann besonders schön, wenn es Menschen wie meine Kollegin gibt, die sagen „Ja, du darfst das jetzt“. Und dir so helfen, dass du gerade dadurch, dass du eine Weile neben der Spur sein darfst, wieder in die Spur kommst…

 

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