Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Wie geht man mit Menschen um, die große Fehler begangen haben oder gescheitert sind? Die Frage bewegt Menschen schon seit Menschengedenken und die Kirche besonders. Immer gab es unterschiedliche Antworten, auch Antworten, um die dann gestritten wurde, manchmal sehr erbittert. Auch zuzeiten des heiligen Papst Cornelius war das so, er hat im dritten Jahrhundert gelebt – und heute, am 16. September, ist sein Gedenktag. 

Cornelius lebte in einem Jahrhundert der Christenverfolgung. Der römische Kaiser ließ diejenigen Christen umbringen, die ihrem Glauben nicht abschwören wollten. Und mancher wurde da schwach und leugnete tatsächlich, um sein Leben zu retten. Eine Todsünde. Aber Papst Cornelius vertrat die Ansicht: Eine Sünde, die vergeben werden kann und muss. Es muss immer die Möglichkeit von Verzeihung geben, auch für große Fehler und Sünden. Die Widersacher des heiligen Papstes damals sahen das durchaus nicht so. Aber: Die Nachsicht und die Vergebungsbereitschaft haben sich durchgesetzt. 

Ich muss bei dieser Geschichte aus dem dritten Jahrhundert natürlich auch an die katholische Kirche heute denken. Für Papst Franziskus ist Vergebungsbereitschaft ein großes Thema, Barmherzigkeit nennt er sie. Für das kommende Jahr hat er sogar ein „Jahr der Barmherzigkeit“ ausgerufen. Bis in die Hauptnachrichten hat es vor kurzem eine Meldung dazu gebracht: Papst Franziskus möchte, dass Frauen, die abgetrieben haben, bei der Beichte vergeben wird, dass sie Barmherzigkeit erfahren, auch: Trost und Verständnis. Er schreibt dazu: „Ich bin sehr vielen Frauen begegnet, die in ihrem Herzen die Narben dieser leidvollen und schmerzhaften Entscheidung trugen. Was geschehen ist, ist zutiefst ungerecht. Und doch: .. Die Vergebung Gottes für jeden Menschen, der bereut, kann diesem nicht versagt werden..“ 

Ich finde, das ist eine beeindruckende Botschaft. Menschen, die Fehler begangen haben, tragen ja wirklich oft schmerzhafte Narben mit sich herum, oft genug können sie sich selbst am wenigsten vergeben. Aber die christliche Botschaft über die Jahrhunderte lautet: Jedem Menschen, der aufrecht bereut, wird vergeben. Er kann neu anfangen, einen neuen Weg beginnen. Barmherzigkeit ist die Botschaft: Das war schon damals so, beim heiligen Papst Cornelius. Und das ist sie bis heute.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20523
weiterlesen...