Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Wirtschaftsflüchtling mit fünf Buchstaben: Jakob. Ja genau der, der in der Bibel so eine große Rolle spielt. Erzvater Jakob. Er ist der, der den Beinamen Israel bekommen hat. Israel bedeutet: der der mit Gott kämpft. Und das war er wahrlich sein ganzes Leben lang: ein Kämpfer. Er hat sich mit allen angelegt, am liebsten mit den eigenen Verwandten. Mit seinem Zwillingsbruder Esau hat er um das Erstgeburtsrecht gekämpft. Mit der Hilfe seiner Mutter Rebekka hat er nicht nur den Bruder sondern auch den Vater betrogen. Auch er selbst wurde betrogen, von seinem Schwiegervater Laban. Wer austeilt muss auch einstecken können. Ein streitbarer Geselle war dieser Jakob. Und zwischen all seinen Familienfehden hatte er auch noch Zeit, sich immer wieder mit Gott anzulegen. Er hat mit Gott gerungen bis der ihn segnete. Er träumte von einer Himmelsleiter zwischen ihm und Gott. Fromm war er schon dieser Jakob aber auch ein Gauner. Mit seinen Kindern war es auch nicht einfach. Zwölf Söhne hatte er. Und ausgerechnet Josef, der Sohn von seiner Lieblingsfrau Rachel, ist irgendwann unter mysteriösen Umständen verschwunden. Was der Vater nicht wusste: Die andern Söhne hatten ihn als Sklaven nach Ägypten verkauft. Einfach weil sie es nicht mehr aushalten konnten, wie der Vater den Josef bevorzugte.

Und am Ende seines wahrlich aufreibenden Lebens, als alter Mann, musste er sich noch mal auf den Weg machen. In seinem Land war eine Hungersnot ausgebrochen. Und so ist er mit seiner großen Familie nach Ägypten gezogen. Als Wirtschaftsflüchtling, denn nicht politische Verfolgung sondern Hunger hat ihn dorthin getrieben. In Ägypten gab es genug zu essen und zu trinken. Dort hatte er dann ein besonderes Happy End: Sein tot geglaubter Sohn Josef lebte und hatte in Ägypten Karriere gemacht. Und mit Josef als Fürsprecher konnten er und seine Familie dann in Ägypten bleiben. Sie haben Land bekommen und hatten ihr Auskommen.

Eine alte Geschichte. Sie macht mir zwei Dinge deutlich, zum einen: dass es Flucht aus wirtschaftlichen Gründen schon immer gegeben hat und zum andern: dass auch Wirtschaftsflüchtlinge Fürsprecher brauchen.

 

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