SWR3 Gedanken

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Seit ein paar Tagen kann unsere Tochter stehen. Ganz langsam und mit aller Kraft zieht sie sich am Laufstall hoch und freut sich, wenn sie es geschafft hat. Als das zum ersten Mal passiert ist, kommt mein Mann in die Küche und sagt: „Ach Gott, das ist ja richtig rührend. Jetzt steht das Mädchen auf eigenen Beinen.“

Er hat recht. Dass Mathilde aus eigener Kraft steht, ist ein riesiger Entwicklungsschritt und natürlich auch ein Schritt weiter weg von uns Eltern. Sie wird immer unabhängiger. Und sie lernt jeden Tag was dazu, dass sie darauf vorbereitet, ein selbständiges Leben zu führen. Ich könnte ihr stundenlang zuschauen.

Aufrecht stehen. Mit erhobenem Kopf durchs Leben gehen, das ist für mich ein ungeheurer Wert. Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass wir Menschen uns nicht klein zu machen brauchen. Vor nichts und niemandem.

Gott hat einmal zum Propheten Ezechiel gesagt: „Stell dich auf deine Füße, Menschensohn; ich will mit dir reden.“ Er meint damit, Ezechiel solle sich nicht klein machen. Er soll sich aufrecht auf seine Füße vor Gott stellen.

 

Mir gefällt zum einen das Bild von einem Gott, der mir auf Augenhöhe begegnet.

Und zum anderen ist es für mich auch eine Aufforderung für mein Leben. Egal, was kommt, erinnere dich daran, dass Du es wert bist, und dass du darauf angelegt bist, ein Leben in Würde zu führen. Oder bildlich gesprochen: Aufrecht und auf eigenen Beinen zu stehen.

Das muss jeder Mensch üben. Und es ist ein besonders schön dabei zu sein, wenn ein Kind das zum ersten Mal schafft.

 

 

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