SWR3 Gedanken

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Konrad Hermann hat sich eine eigene Kapelle gebaut. Ja richtig, heute im Jahr 2015 eine nagelneue Kapelle. Das ist schon erstaunlich, denn der Trend ist eigentlich: Kirchen verkaufen oder abreißen, weil man sie nicht mehr braucht und sie zu teuer im Unterhalt sind. Konrad Hermann hat sich dem widersetzt und auf seinem Hof im Südschwarzwald eine kleine, gemütliche Kapelle ganz aus Holz gebaut. Und das komplett in Eigenregie. Er ist nämlich nicht nur Landwirt, sondern auch gelernter Zimmermann und hat auf seinem Hof eigentlich immer was zu bauen.

1991 ist der schöne Schwarzwaldhof komplett abgebrannt. Danach hatten die Hermanns natürlich alle Hände voll zu tun, um den Betrieb wieder aufzubauen. Konrad Hermann ist nicht der Typ fürs Aufgeben, er packt an, strahlt dabei und verwirklicht seine Ideen. Eine dieser Ideen war schon immer, als letztes Gebäude auf seinem Hof eine Kapelle zu errichten. Nach dem Brand steht und läuft der Hof wieder. Also Zeit für die Kapelle.

Die steht sicher auch dafür, dass so etwas wie der Brand nicht mehr passieren soll. Und dass nach dem Wiederaufbau alles reibungslos läuft. Die Familie glaubt daran, dass Gott bei ihnen ist und ihr Leben begleitet. Auch dafür ist die Kapelle ein Zeichen. Und dann soll sie Wanderer einladen, anzuhalten und ruhig zu werden. Das passiert oft, erzählt Hermann. Der Hof liegt an einem Wanderweg und immer wieder hört er, wie Leute in der Kapelle singen. Es freut ihn sehr, dass seine Kapelle angenommen wird.

Dass sie wirklich das Letzte ist, was er auf seinem Hof gebaut hat, glaubt der drahtige Landwirt inzwischen zwar nicht mehr, aber er ist stolz, dass er sich seinen Traum erfüllt hat.

Für mich ist Konrad Hermann ein tolles Beispiel dafür, dass man verwirklich kann, was man sich wünscht und erträumt. Und wenn es eine Kapelle ist - im Jahr 2015.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20501
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