SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Händeschütteln, Händeschütteln ist ne schöne Kunst.“ So beginnt ein fröhliches Kinderlied. Die Vorsängerin geht dabei durch den Raum und schüttelt allen, denen sie begegnet, beim Singen die Hand. „Ich schüttel mit der rechten Hand. Ich schüttel mit der linken Hand. Rechte Hand, linke Hand.“ Immer kommt die entsprechende Bewegung dazu. Schließlich singt sie: „Und mit allen beiden“, und dazu schüttelt sie beide Hände ihres Gegenübers. Dieser Mitspieler setzt sich daraufhin nun ebenfalls in Bewegung: Das Lied beginnt von vorne; dabei gehen die beiden händeschüttelnd durch den Raum. Am Ende dieser Strophe sind es schon vier, die unterwegs sind und nun Hände schütteln und mitsingen.
Mich erinnert das Lied daran, wie ich dazu gekommen bin, bei der Kirche mitzumachen. Meine Mutter hat mit mir gebetet, als ich klein war. Der Pfarrer, der im Religionsunterricht so spannend erzählen konnte, hat mich neugierig gemacht auf die Geschichten aus der Bibel. Meine Patentante hat mir mein erstes Gesangbuch geschenkt. Ein kostbares Buch mit Goldschnitt. Meine Freundin hat gesagt: „Komm doch mal mit in den Jugendkreis!“ Und mein Bruder hat mich mitgenommen in den Kirchenchor. Ich kenne viele Leute in unserer Gemeinde, die von solchen Erfahrungen erzählen. Wie andere Menschen sie mitgenommen haben auf dem Weg in die Gemeinde hinein. Ohne solche Menschen, würde wohl kaum einer den Weg in die Kirche hinein finden und in die Gemeinschaft mit anderen.
Manchmal wünsche ich mir, dass es auch heute so zugehen könnte wie in dem Kinderlied – gerade auch in der Kirche, wo ich mich inzwischen zu Hause fühle. Dass aus Einem Zwei werden, aus Zweien vier, aus Vieren acht usw. Damit Menschen die Freude erleben, mitzumachen, dabei zu sein, Gemeinschaft mit Gleichgesinnten zu haben.
Und dass es weitergeht wie in dem Lied der Kinder: Wer so etwas bei sich selbst erlebt hat, der wird auch andere zum Glauben und zur Kirche einladen. Menschen laden einander ein, nehmen andere mit, reichen anderen die Hände. Patentanten, Freude, Großeltern, Lehrerinnen oder Nachbarn machen andern Lust auf die Gemeinschaft und das Miteinander.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20484
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