Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Der Urwalddoktor ist tot!“ So titelten die Zeitungen heute vor 50 Jahren. Und jeder wusste, wer gemeint war: Albert Schweitzer - evangelischer Theologe, Organist und Friedensnobelpreisträger aus dem Elsass. Für die meisten Zeitgenossen aber war er einfach der große Menschenfreund, der mitten im afrikanischen Dschungel ein Krankenhaus gebaut hatte. Und in der Tat: In Lambarene, einer Kleinstadt am Äquator, erfüllte sich Albert Schweitzer seinen Lebenstraum. Die konkrete Nächstenliebe bedeutete ihm mehr als seine Leidenschaft für die Theologie und für die Musik Johann Sebastian Bachs. Deshalb hatte er noch spät Medizin studiert und war mit seiner Frau nach Westafrika gegangen.
Hier formulierte er auch die Formel, die sein ganzes Leben und Handeln bestimmte: die „Ehrfurcht vor dem Leben“. Das Schlüsselerlebnis dazu hatte er auf einem Schiff, das ihn zu einer Patientin im Dschungel bringen sollte.
Albert Schweitzer schildert es in seinen Erinnerungen so: „Auf einer Sandbank wanderten vier Nilpferde mit ihren Jungen in derselben Richtung wie wir. Da kam ich plötzlich auf das Wort „Ehrfurcht vor dem Leben“. Durch sie kommen wir dazu, nicht nur mit Menschen, sondern mit allen Kreaturen in Beziehung zu stehen. So vermeiden wir, sie zu schädigen und sind entschlossen, ihnen in ihrer Not beizustehen, soweit wir es vermögen.“
Mit dieser Erkenntnis stellte sich Albert Schweitzer in die Tradition des Franz von Assisi. Tiere und Pflanzen sind als Mitgeschöpfe zu achten, sie sind unsere Brüder und Schwestern in einer von Gott geschenkten Welt. „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will“, so brachte es der „Urwalddoktor“ auf den Punkt.
„Ehrfurcht vor dem Leben“ – Albert Schweitzers Appell hat nichts von seiner Dringlichkeit verloren. Ohne das Überleben der Kreaturen um uns herum gibt es auch keine Zukunft für den Menschen.

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