SWR4 Abendgedanken

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„Es ist besser wenig zu brauchen als viel zu haben“ – sagt der heilige Augustinus. Wenn ich mir seine Biographie so anschaue, dann denke ich, der Mann musste es wissen. Er hat in seinem Leben so einiges erlebt und durchgemacht. Vom sorglosen Lebemann, der nichts von christlicher Lebensweise wissen wollte, entwickelte er sich zum großartigen Prediger des christlichen Glaubens.
„Es ist besser wenig zu brauchen als viel zu haben“ – dieser Spruch des heiligen Augustinus beschäftigt mich: Was brauche ich eigentlich um so zu leben, dass ich sagen kann, mir geht’s gut, ich bin zufrieden? 
Viele Menschen wissen gar nicht mehr, was sie wirklich brauchen. Bei diesem Riesenangebot und der vielen Werbung, ist es für viele schwierig abzuwägen. Man sagt ja auch, das Angebot bestimmt die Nachfrage. Manchmal wird ein Bedarf geweckt, der eigentlich gar nicht vorhanden ist. Viele sind überfordert und können nicht mehr unterscheiden, was wichtig für sie ist und was nun überhaupt nicht. So kommt man letztendlich nicht zur Ruhe, weil es immer wieder Neues gibt, von dem man glaubt, es unbedingt zu brauchen. Oder man meint, wenn man dies oder jenes besitzt wird das Leben schöner. Das kann ja durchaus so sein. Aber es zeigt sich ja auch, dass Menschen, die sehr viel Geld haben, nicht unbedingt ein ruhiges, zufriedenes Leben haben. Es macht dann nicht glücklich, wenn man immer noch mehr will. Es gibt Menschen, die leben in der ständigen Angst eine günstige Gelegenheit zu verpassen, eine lohnende Geldanlage oder ein Supergeschäft. Dann kann man nur für kurze Zeit zufrieden sein. Über bestimmte Dinge freut man ich nicht mehr, weil sie selbstverständlich sind. Dann erfüllt sich der Spruch des heiligen Augustinus, dass es besser ist, wenig zu brauchen als viel zu haben. 

Oder anders ausgedrückt „weniger ist mehr“, wenn ich in meinen Ansprüchen bescheidener bin, mich an einfachen Dingen freuen kann, einem einfachen Essen, an einem Spaziergang im Wald. Wenn ich mich mit dem zufrieden geben kann, was ich bereits habe. Dann lebe ich ruhiger und aufmerksamer.
Ich vermute dass viele Menschen sich insgeheim nach einem einfacheren Leben sehnen, einem überschaubareren. Aber wie stellt man es an, seine Lebensgewohnheiten zu ändern? Das ist sicher nicht so leicht in unserer Zeit der unzähligen Möglichkeiten. Aber ich kann es ja in kleinen Schritten versuchen: Bewusst mal innehalten, bevor ich etwas kaufe. Brauch ich das denn wirklich? Und lieber mal dem mehr Aufmerksamkeit schenken, was ich schon solange habe und nie richtig verwendet habe. Oder, wenn ich darauf achte, mal wirklich nur die Menge Lebensmittel einzukaufen, die ich wirklich verwenden kann.

Es gibt viele Möglichkeiten zu erleben, dass weniger mehr sein kann, wenn man aufmerksam ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20465
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