Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Ich habe kein Netz!“ Der Urlaub in Nieder-Bayern fängt ja gut an. „Ich habe kein Netz!“, immer wieder werde ich mit dieser Tatsache konfrontiert. In was für eine gottverlassene Gegend bin ich da geraten – Telefongespräche sind nicht möglich, und auch das Internet bleibt ungenutzt. Und das für gut 10 Tage!

Ich bin telefonisch nicht erreichbar. Das klingt nach einer kleinen Katastrophe, zumindest nach Einschränkung und geringerer Lebensqualität. Weg vom Fenster, sozusagen.  Und schlimmer noch: Ich bin nicht erreichbar, und die Welt um mich geht einfach nicht unter. Alles geht seinen Gang, ganz ohne mich. Seltsam!

Es braucht zwei Tage, bis ich mich mit der neuen Situation anfreunden konnte. Das Handy kann nicht genutzt werden, also kann es in der Ferienwohnung bleiben. Immer wieder greife ich zur Hosentasche, will telefonieren oder rasch die mails abfragen - doch das geht ja nicht. Es dauert, bis ich mich an meine handylose Zeit gewöhne.

Wie viel Zeit das Handy im Alltag frisst, wird mir jetzt sehr bewusst. Und wie oft es mich ablenkt von Dingen, die eigentlich viel wichtiger sind.

So ohne Netz habe ich jetzt nicht nur mehr Zeit, sondern „anders Zeit“. Nicht nur, weil Urlaub ist. Plötzlich kann ich besser genießen, erlebe vieles intensiver. Eine Stadtbesichtigung bleibt ununterbrochen, wird zum Erlebnis ohne Störung. Die Gespräche mit Freunden sind endlich das, was sie immer sein wollten: Austausch, Begegnung im Hier und Jetzt, echtes Interesse – und das alles ganz ohne ein drängelndes Handy, das vorgibt, wichtiger zu sein.

„Ich habe kein Netz!“ – Ich habe diese geschenkte Zeit genossen. Zeit für mich, Zeit für andere, mitunter auch Zeit für Gott.  10 Tage ohne Handy – endlich ! Und ich will versuchen, diese geschenkte Zeit in meinen Alltag zu retten. Einfach öfter mal: Handy aus!

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