Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Macht, Sex und Geld – diese drei Faktoren bestimmen das Handeln der Menschen“. Das war die Antwort eines Unternehmensberaters auf meine Frage, was nach seiner Erfahrung die stärksten Motive sind, denen Menschen folgen. Macht, Sex und Geld. Eine platte und ober-flächliche Antwort? Wohl nicht. Sicher: Es wäre schöner gewesen, der Unternehmensberater hätte geantwortet: „Gerechtigkeit, Liebe und Schönheit sind die wichtigsten menschlichen Mo-tive“. Aber machen wir uns nichts vor: Die Medien, unsere eigene Lebenserfahrung und vor allem die Lebensgeschichte erfolgreicher Menschen zeigen häufig überzeugend: Macht, Sex und Geld sind tatsächlich die entscheidenden Handlungsmotive. Man kann dem gar nicht ent-gehen: Um gut leben zu können, braucht man nun einmal Geld, Sexualität ist einfach eine starke Triebfeder – und Machtlosigkeit ist in einer Ellenbogengesellschaft schlicht sozialer Selbstmord. Der Unternehmensberater hat nicht nur in der Analyse recht, er zeigt offensicht-lich auch, worauf es ankommt und wofür Anstrengung lohnt: Für Macht, Geld und Sex.
Da müssen Menschen merkwürdig erscheinen, die dieser nüchternen Einschätzung konsequent zuwiderhandeln. Die bewusst anstelle von Macht Gehorsam setzen, anstelle von Geld Armut und anstelle von Sex Enthaltsamkeit – und das alles freiwillig und in dem Glauben, gerade so ein gelingendes Leben zu führen. Ich spreche von Ordensleuten, von Mönchen und Nonnen. Ihr Leben folgt anderen Motiven. Ihr Leben zeigt, dass es Alternativen zu der Analyse des Unter-nehmensberaters gibt. Natürlich können wir nicht alle leben wie die Mönche. Richtig, aber dass einige so leben können und dabei häufig einen durchaus glücklichen Eindruck machen – das zeigt zugleich, dass niemand von uns gezwungen ist, sein Leben alleine nach Geld, Macht und Sex auszurichten. Wem das zu platt und vordergründig ist, der kann auch andere Werte wählen. Die Nonnen und Mönche ziehen es vor, ihr Leben ganz nach Gott auszurichten. Mit dieser Alternative machen sie Mut, sich aus scheinbaren oder tatsächlichen Zwängen zu befrei-en und selbst zu entscheiden, welchen Zielen man folgen will. https://www.kirche-im-swr.de/?m=2044
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