SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Rien ne va plus – nichts geht mehr. Es gibt solche Situationen im Leben. Da hat man dieses Gefühl. Nichts geht mehr. Eine Krankheit z.B. die einen ans Bett fesselt. Oder, wenn man seinen Job verloren hat. Oder, wenn man einen lieben Menschen verloren hat. Nichts geht mehr.
Die Bibel erzählt die Geschichte von Mose. Der hat sich das wahrscheinlich auch gedacht.
[1] Mose hatte es endlich geschafft, dass der Pharao, der König von Ägypten, sein ganzes Volk hat ziehen lassen. Viele Generationen hatten sie als Sklaven in Ägypten verbracht und jetzt waren sie endlich frei. Gott sei Dank. Mose hat sie in die Freiheit geführt.
Aber dann hat es sich der Pharao anders überlegt und sie verfolgt. Mit Streitwagen und einer großen Armee. Und Mose stand mit seinen Leuten vor dem Schilfmeer. Also das Meer vor ihnen und die ägyptische Armee hinter ihnen. Nichts geht mehr.
Da tut Mose das einzige, was ihm noch bleibt. Er wendet sich an Gott und er streckt seine Arme über das Meer aus. Da geschieht ein Wunder. Gott teilt das Meer und Mose kann mit seinen Leuten sicher das Meer durchqueren. Eigentlich unglaublich, finde ich.
Mose hat nicht aufgegeben. Er hat nicht den Kopf in den Sand gesteckt. Er hat auch niemand anderem die Schuld für diese ausweglose Situation in die Schuhe geschoben. Er hat gebetet und hat auf Gott vertraut. Eigentlich ist das auch schon ein Wunder.
Nichts geht mehr. Ich glaube nicht, dass es heute immer gleich so ein großes Wunder gibt. Also dass ein Mensch plötzlich wie durch ein Wunder gesund wird. Dass am nächsten Tag das Jobangebot kommt, auf das einer gehofft hat. Oder dass es nicht mehr so weh tut, wenn man einen Menschen verloren hat.
Aber ich habe schon oft erfahren: Es tut gut zu beten. Und wenn ich einfach  „nur“ Gott mein Leid klage. Wenn ich ihm sage: Rien ne va plus- „es geht gerade nichts mehr“. Dann geht es mir oft schon besser. Ein kleines Wunder – immerhin.
Und mit der Zeit sehe ich doch einen Weg, den ich vorher nicht gesehen habe. Eine Tür, die sich ganz unerwartet öffnet. Dann stelle ich fest: Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.
[2]


[1] 2. Mose 12-14.
[2] Lukas 18,27.

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