SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„I want to say welcome, welcome to Germany, welcome in my country. Ich möchte Ihnen sagen, dass sie willkommen sind in Deutschland, in meinem Land.“ Der Erlanger Busfahrer Sven Latteyer hat diesen Satz spontan ins Busmikrofon gesprochen, als er sah, dass 15 Flüchtlinge in seinen Bus stiegen. Ganz aus dem Bauch heraus, ohne lange zu überlegen. Nie hätte er gedacht, dass er mit diesem spontanen Satz in die Zeitungen kommt und sogar Claus Kleber ihn im heute journal zitiert.* Dem erfahrenen Nachrichtenmann hat dabei die Stimme gezittert, und er musste mit den Tränen kämpfen. Ich kann Claus Kleber da gut verstehen, mir geht es genauso. Auch mich rührt dieser Satz von Sven Latteyer an. Weil er in einer ganz einfachen Sprache das ausdrückt, was auch ich den vielen Flüchtlingen sagen möchte: Willkommen, willkommen in meinem Land. Und Sven Latteyer, Claus Kleber und ich wir sind nicht allein mit unserem Willkommen. Ich erlebe in unserm Land zur Zeit eine große Bewegung von Tausenden von Menschen, die genauso fühlen und sich deshalb für Flüchtlinge engagieren. Die sehen, da kommen Leute zu uns, denen geht es richtig dreckig, die haben Schlimmes durchgemacht und setzen nun ihre Hoffnung auf uns. Und denen gilt es zu sagen: „Ihr seid willkommen. Und wir tun alles, damit es euch hier bei uns gut geht.“

In vielen Städten entstehen zur Zeit Flüchtlingsunterkünfte. Und fast überall gibt es Willkommensgruppen, die sich um die Flüchtlinge kümmern. Da machen viele Leute von den Kirchen mit, aber auch viele andere. Aus den Vereinen, den Parteien, Kindergärten und Schulen, ganz einfache Bürger und Bürgerinnen, die sich bisher nicht besonders engagiert haben. Die aber jetzt die Not der Menschen sehen und einfach helfen wollen. Sicherlich gibt es auch Fremdenfeindlichkeit in unserm Land und sogar Menschen, die Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte verüben. Aber die Zahl derer, die einfach nur helfen wollen, ist bedeutend größer. Ich bin froh und auch ein bisschen stolz, dass sich so viele Menschen bei uns für Flüchtlinge einsetzen. „Welcome to Germany, welcome in my country.“

 

* siehe Süddeutsche Zeitung vom 13. August 2015 und zdf heute journal vom gleichen Tag

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20414
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