Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Diese übersinnlichen Geschichten – die haben mich an den großen Mystikern schon immer am allermeisten fasziniert:  
Von Teresa von Avila wird berichtet:
Sie hatte unglaubliche Visionen. Und manchmal sei sie in solche Ekstasen gefallen, dass man sie in der Kirche meterhoch über dem Boden schweben sah. Und ihr Gesicht habe ganz eigenartig geleuchtet, dabei.
-Das ist so überirdisch – davon hätte ich auch gerne was, statt immer nur das bisschen ganz normaler Glaube…
Nur – Teresa von Avila hätte mir vermutlich ganz schön den Kopf gewaschen, dafür.
Sie sah diese Dinge nämlich viel nüchterner. Sie wollte gar nicht, dass sich die Leute von ihren Visionen oder von den außerordentlichen Vorkommnissen beeindrucken lassen. Denn das war für sie nicht das Wesentliche.
Wesentlich war für sie:
-Das Handeln. Weil sich die Liebe zu Gott ja gerade am Mitmenschen zeigt.
-Und das Beten. Weil sie sagte: Gebete und Hilferufe steigen direkt in den Himmel. Und alles andere gewinnt aus ihnen erst seine Kraft.
-Und noch etwas war für sie ganz wesentlich:
die Arbeit; auch die ganz normale Hausarbeit.
Ständig war sie mit Handarbeiten beschäftigt und ihr Spinnrad stand nie still. Denn ihre Klöster sollten sich nicht vom Betteln ernähren, sondern von der Arbeit der Nonnen: durch Spinnen, Weben und Nähen.
Und sie machte bei allem mit. Sie nahm auch den Besen in die Hand und half beim Saubermachen. Und sie kochte gern. Und sagte zu ihren Mitschwestern: „Meine Töchter, bedenkt, dass der Herr auch in der Küche - inmitten der Töpfe - euch nahe ist.“
Gottes Gegenwart kann man also überall empfinden:
Beim Staubsaugen. Beim Tomatenernten. Beim Marmeladekochen. In der Küche. Ja, und man muss dabei nicht einmal groß in Trance fallen. Oder über dem Boden schweben…
Inmitten der ganz kleinen, alltäglichen Dinge – da ist Gott uns nahe.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20412
weiterlesen...