Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Barfußlaufen. Vielleicht mögen Sie das ja auch, jetzt, im Sommer. Das feuchte Gras unter den Füßen spüren; und jeden noch so feinen Sandkrümel auf dem Boden. Oder die kühlen Steinplatten, im Haus...
Aber in der Stadt, oder auf dem Asphalt – das kann ich mir nicht vorstellen.
Und schon gar nicht, wenn es kalt wird, und frostig, wie im Winter…
Aber es gibt Leute, für die ist Barfußlaufen eine Lebenseinstellung. Zeichen für Selbstüberwindung und Demut. Und es gibt Ordensleute, wie die unbeschuhten Karmelitinnen, die machen das auch.
Teresa von Avila hat damit angefangen. Sie wollte der allgemeinen Laxheit entgegentreten, die sich damals im Klosterleben breitgemacht hatte. Sie wollte, dass man sich wieder auf das Wesentliche besinnt: nämlich auf die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Armen.
Aber im Orden lebten viele Töchter aus vornehmen Familien - die hatten weder einen Beruf, noch ging es ihnen groß um den Glauben. Manche lebten nicht einmal im Kloster. Und die wollten keine Veränderungen, die so unbequem sind. Ja, nicht einmal die Kirche hatte Teresa auf ihrer Seite.
Da baut sie mit drei Mitschwestern - gegen heftige Widerstände - ein eigenes, kleines Kloster. Da, direkt am Rande von Avila. Das ist im Jahre 1562.
Und als sie dort einziehen, zieht Teresa für immer die Schuhe aus. Als Zeichen ihrer Entschlossenheit.
Und fortan nennen sie sich: Die unbeschuhten Karmelitinnen.
Warum eigentlich die Schuhe ausziehen?
Die Bibel erzählt dazu eine Geschichte. Die Geschichte von Mose. Der sieht eines Tages einen brennenden Dornbusch. Und er hört, wie Gott zu ihm sagt:
„Zieh deine Schuhe aus. Denn der Ort, an dem du stehst, ist heiliger Boden.“
Ja, und vielleicht war das ja auch einer der Gründe, warum Teresa von Avila barfuß gegangen ist: Sie wollte Gottes Kraft unter ihren Füßen spüren; diese Kräfte der Erde unmittelbar wahrnehmen.
Und jetzt im Sommer kann man auch das wunderbar ausprobieren:
Barfuß über eine feuchte Wiese laufen oder über eine rauen Acker – das ist wie eine Meditation. Man kommt in Kontakt mit der Erde. Und mit sich.
Und vielleicht sogar mit seinem Schöpfer.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20411
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