SWR2 Wort zum Tag

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Die türkischen Zuwanderer in Nordrhein-Westfalen sind immer weniger religiös; das hat eine Studie des Essener Zentrums für Türkeistudien ergeben. Offenbar integrieren sich die türkischen Zuwanderer immer besser – so haben die zuständigen Experten dieses Studienergebnis interpretiert.
Verhalten reagierte dagegen der nordrhein-westfälische Integrationsminister, der für die Studie verantwortlich war: Als bekennender Christ will er das ein bisschen differenzierter sehen. Ist es nicht merkwürdig, dass wir positiv empfinden, wenn es heißt, die religiöse Bindung von Muslimen bei uns lässt nach? ihr religiöses Engagement nimmt ab? Ist es richtig, dies gar noch als Integrationserfolg zu werten? Wir messen da mit zweierlei Maß: Wenn einer sich in der Moscheegemeinde engagiert, befürchten wir die Unterstützung einer Parallelgesellschaft. Aber wer sich für seine Pfarrgemeinde aufopfert, wird fürs Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen.
In den letzten Wochen streitet man wieder einmal heftig über den Neubau einer Moschee – diesmal in Köln. Politiker und Migrationsexperten begrüßen den Moscheebau. Das zeigt doch, sagen sie, dass die Muslime in unserer Gesellschaft wirklich angekommen sind. Weil sie jetzt auch ihre Religion hier leben wollen.
Als Christ kann ich gut verstehen, dass man nicht in einem Hinterhof oder in einer ehemaligen Tankstelle seine Gebete vollziehen will, sondern in einem würdigen, angemessenen Raum.
Der geplante Neubau in Köln löst aber auch wieder reichlich Ängste aus und Abwehr. Und nicht jede Äußerung der muslimischen Bauherrn ist dazu angetan, Sorgen und Befürchtungen zu zerstreuen.
Vor allem spüre ich noch ein anderes Unbehagen: Hier werden Moscheen gebaut und zeitgleich werden beispielsweise im Bistum Essen fast 100 Kirchen geschlossen. Das lässt mich nicht kalt, wenn mir mein Glaube wichtig ist.
Nur dürfen wir das nicht den Muslimen anlasten; wenn immer weniger Christen in die Kirche gehen.
Im Gegenteil: Gerade wir Christen haben in unserer Einwanderungsgesellschaft eine besondere Verantwortung: Dort nämlich, wo die Religiosität der Muslime ausschließlich als politisches Problem, als Integrationshindernis gesehen wird – und wir sie nicht mehr in ihrem Glauben an Gott wahrnehmen.
Da haben wir eine anwaltschaftliche Rolle, und die werden wir umso besser ausfüllen, je klarer wir in unseren eigenen Überzeugungen sind. Stellen wir uns doch einmal hin und sagen, was uns Gläubigen wichtig ist, Christen und Muslimen. https://www.kirche-im-swr.de/?m=2041
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