Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Ich glaub nicht an Gott.“, sagt Benjamin zu mir.
Wir sind auf einer Konfirmandenfreizeit und Benjamin ist schon das dritte Jahr als Betreuer dabei. „Ich glaub nicht an Gott“, sagt er.
„Aha“, sage ich. „Woran glaubst du dann?“
„An die Liebe!“, sagt er sofort. „Dass wir alle miteinander verbunden sind. Irgendwie. Das merk ich. Von Gott merk ich nichts.“
Ich glaube, was Benjamin da sagt, geht vielen ähnlich. Es ist auch gar nicht so einfach, das mit Gott. Wie soll ich merken, dass Gott da ist? Wie soll sich das anfühlen?
Ich selbst merke etwas von Gott, wenn ich mit anderen zusammen Gottesdienst feiere. Wenn die ganze Gemeinde singt und unser Lied den Kirchenraum erfüllt. Manchmal krieg ich dabei sogar eine Gänsehaut. Dann denke ich: Das hier ist größer als wir alle zusammen. Hier ist Gott.
Ein anderes Mal merke ich was von Gott, wenn ich mit Freunden zusammensitze. Wenn wir gemeinsam essen, erzählen, was uns zu schaffen macht, oder lachen, bis der Bauch wehtut. Oder wenn ich meiner Tochter dabei zuschaue wie sie unter ihrem Mobile liegt, wild strampelt und vor Freude gluckst.
Dann hab ich das Gefühl: Das hier ist mehr als ich mit den Augen sehen kann. Das ist größer als alles, was wir machen können. Benjamin würde das wahrscheinlich Liebe nennen. Ich nenne es „Gott“. Und glaube: Beides gehört untrennbar zusammen. Denn Gott ist die Liebe. Und zwar eine Liebe, die größer ist als alles, was wir machen können, größer als das, was wir sind.
So steht es auch in der Bibel. Gott ist die Liebe, steht da. Und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott. Und Gott in ihm. Spüren kann man das überall, wo Menschen liebevoll miteinander umgehen.
Also auch bei uns auf Konfirmandenfreizeit. Wenn wir zusammen essen und beten. Wenn wir in der Bibel lesen. Von Jesus und davon, wie er mit den Menschen umgegangen ist. Voller Liebe. Manchmal liebevoll sanftmütig, manchmal mit dem brennenden Zorn der Liebe.
Und so versuchen wir auch miteinander umzugehen. Das schweißt uns als Gruppe zusammen. Ich vermute, dass Benjamin deshalb so gerne mitfährt.

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