SWR2 Wort zum Tag

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Mose ist der große Prophet in der Geschichte des jüdischen Glaubens. Gerne wird er mit den Gesetzestafeln in der Hand dargestellt. Kaum jemand, der nicht von den zehn Geboten Mose gehört hätte. Kaum jemand aber auch, der bei „Geboten“ nicht an eine Rangordnung denkt, in der die einen die Macht haben, Gebote zu erlassen, die von den anderen befolgt werden müssen. Kaum jemand, der beim Wort von den „Geboten“ nicht an einen fremden Willen, an Willkür gar oder an Unterdrückung und an blinden Gehorsam denkt.
Die Gebote des Mose sollen nun in einem völlig anderen Sinn verstanden werden: Das erklären Propheten dem Volk Israel, als es von der Weltmacht Babylon besiegt, aus seiner Heimat verschleppt worden war und in der Fremde, im Exil, überleben musste. In dieser Situation entsteht eine Botschaft von Propheten, die „Deuteronomium“, zweites, erneuertes Gesetz genannt wird. Und wegen der Nähe zu den schon bestehenden Geboten legt man auch dieses zweite Gesetz Mose in den Mund. Es heißt dort: „Wenn die anderen Völker hören, nach was für Geboten ihr lebt, werden sie voll Achtung auf euch blicken und sagen: Dieses Volk ist klug und einsichtig! Kein anderes hat einen Gott, der ihm ... so nahe ist wie der Herr, unser Gott. ... Kein anderes Volk hat so gute Gebote und Rechtsbestimmungen wie die, die ich euch gebe. ... „Seht zu, dass ihr nie vergesst, was ihr mit euren eigenen Augen gesehen habt! Haltet die Erinnerung daran euer Leben lang lebendig und erzählt es euren Kindern und Enkeln weiter.“ (Dt 4, 6ff)
Mit eigenen Augen gesehen und am eigenen Leib erfahren hatten die Israeliten einen rettenden Gott. Er hat sie schon einmal aus Qual und tödlicher Gefahr befreit, nämlich „aus Ägypten, dem glühenden Schmelzofen, und sie „zu seinem eigenen Volk gemacht“. Dabei gab er ihnen die Gebote als einen Weg, auf dem sie fortan Leben in Freiheit haben würden. Diese Gebote sollen die gewonnene Freiheit des Volkes erhalten helfen. Sie entsprechen nämlich nicht einem fremden Willen, sind nicht von außen auferlegt und müssen nicht durch eigene Gesetzeslehrer erläutert werden.
„Das Gesetz, das ich euch heute gebe – so die frohe Botschaft des Propheten Mose im Deuteronomium – dieses Gesetz ist nicht zu schwer für euch und auch nicht unerreichbar fern. Es schwebt nicht über den Wolken, so dass ihr fragen müsstet: ‚Wer steigt in den Himmel und holt es herab, damit wir es kennen lernen und dann befolgen können?’ Es ist auch nicht am Ende der Welt, so dass ihr fragen müsstet: ‚Wer fährt übers Meer und holt es herbei, damit wir es kennen lernen und dann befolgen können?’ Nein, es ist euch ganz nahe.“ (Dtn 30, 11 ff)
Schon die Propheten des alten Bundes ermutigen die Menschen dazu, auf das Gesetz zu hören, das jeder in seinem Inneren trägt und das ihm den Weg zum Leben frei macht
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