SWR3 Gedanken

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Das ist der Sohn von Herrn Sowieso – die Tochter von Frau Kennstdudoch…
Wer so vorgestellt wird, findet das schön, solange er oder sie
noch sehr eins ist mit Eltern und Familie.
Und wenn Vaters Beziehungen oder Mutters Ruhm helfen können,
auch selbst Karriere zu machen
oder andere Vergünstigungen zu kriegen: Manche nehmen das gerne mit.

Natürlich wissen es alle:
auch „Sohn oder Tochter von“ muss auf die Dauer
die eigene Rolle entdecken, den eigenen Charakter entwickeln.
Schon deswegen, weil die Erinnerung an die Eltern –
und die an besonders prominente Eltern zumal –
weil die ganz falsche Ansprüche und Erwartungen weckt.
Wer hätte denn erwartet, dass der sowas tut – bei dem Vater!?

Ich bin ich – natürlich mit einer Geschichte, als Sohn dieser Eltern,
aber eben doch seit mehr als vierzig Jahren schon auf eigenen Füßen
und selbst verantwortlich dafür, wer ich bin und wie ich lebe.

Heute steht die heilige Monika auf dem Heiligenkalender;
sie ist vermutlich überhaupt nur bekannt, weil sie „die Mutter von“ war;
die Mutter eines ganz ganz prominenten heiligen Mannes
aus der frühen Geschichte der Kirche – lange vor evangelisch oder katholisch.
Monika ist die Mutter des heiligen Augustinus.
Der gilt heute als einer der wichtigsten Kirchenlehrer überhaupt
in zweitausend Jahren Kirchengeschichte.
Erst mal war der ein ganz normaler junger Mann
und hat sich ganz normal entwickelt;
mit ihrem Christentum hatte er nix am Hut – hat seinen eigenen Weg gesucht.
Das war für die Mutter sicher schmerzhaft; Monika hat ihn losgelassen
und offenbar bedingungslos begleitet; 
bis er irgendwann wieder zurück fand und sogar Bischof
und wie gesagt der große Kirchenlehrer wurde.

Eigentlich müsste sie deswegen im Heiligenkalender stehen:
als vorbildliche Mutter, die ihr Kind losgelassen und weiter geliebt hat.
Dass dieses Kind dann so wichtig wurde – das kommt höchstens dazu.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20395
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