SWR3 Gedanken

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Im Juli ist Klino gestorben,
Jesuiten-Pater Alfons Klein in München.
Ein Mensch, der für mein Leben sehr wichtig war.

Mit am meisten hat Alfons Klein mich beeindruckt,
als wir mal über den Zölibat diskutiert haben.
Priester in der katholischen Kirche versprechen feierlich,
unverheiratet zu bleiben, ihr Leben lang. Und Ordensmänner schon sowieso.
Ich war anfang zwanzig und auf dem Ausbildungsweg als Jesuit und Priester –
aber ich hatte da ein Problem: unverheiratet leben – schien mir möglich.
Aber keine Kinder haben - vor allem da zweifelte ich an mir.
Wer sechs Geschwister hat, konnte fühlen, was das bedeuten könnte:
Ohne eigene Kinder leben und alt werden…

Alfons Klein, fast so alt wie mein Vater damals,
war ein sehr beeindruckender Jesuit.
Ich konnte zu ihm aufschauen – obwohl er so ganz normal war.
Er nahm meine Zweifel sehr ernst.
Statt mich irgendwie bekehren zu wollen,
hat er mir einfach von seiner eigenen Entscheidung erzählt:
Ich hatte eigentlich nur zwei radikale Alternativen, hat er damals gesagt –
Jesuit oder Fremdenlegionär –
als Bäckermeister Alfons Klein, Familienvater in Amberg in der Oberpfalz
zu leben, war ausgeschlossen.

Alfons hat die friedliche Variante gewählt.
So konnte ich mein eigenes Leben mit seinem vergleichen
und habe gesehen: da bin ich viel zu wenig radikal und viel bürgerlicher:
heiraten und als Familie leben – das sollte mein Weg sein.
Alfons hat mich auf diesem Weg begleitet – seit langem eher aus der Ferne;
und er hat für uns gebetet, für meine Familie und mich.
Wie gesagt: ein entschieden normaler Priester, bei aller gefühlten Radikalität…

Jetzt ist er in die andere Lebenswirklichkeit hinübergegangen.
Auch da kann er jetzt ganz radikal leben – radikal in Gottes Nähe.
Ich bin traurig – und freue mich für ihn:
Alfons Klein ist am Ziel seines Lebens…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20393
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