SWR2 Wort zum Tag

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Die Bibel erzählt immer wieder von Menschen, die für Gottes Wort empfänglich waren. Sie beschreibt Menschen, in deren Leben Gott sich in besonderer Weise zeigte als der, der sie zum Handeln bewegte. Nehmen wir Mose, dem sich der Gott seines Volkes im brennenden Dornbusch offenbart und den er ruft, sein Volk aus der Hand der Ägypter zu befreien.
Warum gerade Mose? Hatte er einen besonders starken Glauben an den Gott seiner Väter? Aus den Texten der Bibel erfahren wir nichts über den Glauben des Mose, das ihn empfohlen hätte für eine besondere Berufung. Wir erfahren etwas ganz anderes!
Auf Grund besonderer Umstände war Mose am Hof des Pharao aufgewachsen, der das Leben seiner Landsleute bedrohte. Als Erwachsener verließ er irgendwann seine Ausnahmesituation und ging hinaus, wo seine israelitischen Volksgenossen lebten. Mit eigenen Augen sah er, wie seine Landsleute Zwangsarbeit leisten mussten. Damit wollte der Pharao ihren Lebenswillen brechen. Mose wurde Zeuge, wie ein Aufseher einen Landsmann von ihm zu Tode misshandelte. Dieses erlittene Unrecht, die Demütigung seines Volkes, gingen Mose derart nahe, daß er im selben Augenblick zuschlug und den ägyptischen Aufseher tötete. Dann floh er, um der Rache des Pharao zu entgehen, in das Nachbarland Midian.
Dort begegnet Mose nun dem Gott seiner Väter im brennenden Dornbusch, und der sagt ihm: „Ich habe das Elend meines Volkes gehört, sein Schreien gehört; ich kenne sein Leiden. Ich bin hernieder gestiegen, um es aus der Gewalt der Ägypter zu erretten und aus jenem Land hinauszuführen.“
Was machte Mose empfänglich für diese Offenbarung? Wir haben nichts von seiner Haltung Gott gegenüber gehört, sondern von seiner Anteilnahme am Leiden eines anderen. Er hatte die Demütigung seines Volksgenossen so heftig gespürt, dass er handeln musste. Er hatte sich in einem konkreten Augenblick von einem ähnlichen Mit-Leiden hinreißen lassen, wie Gott es ihm von sich selber offenbart. Und seine Tat erfüllte Moses nicht mit Furcht vor seinem Gott, sondern mit Angst vor dem Pharao. Wir dürfen daher annehmen, dass Mose’s Handeln ein unausgesprochener Glaube zugrunde liegt, zumindest eine Vorstellung vom Gott seines Volkes: nach der dieser nämlich das Leiden und die Demütigung seines Volkes unmöglich tatenlos ansehen kann. Mit-leidend war Mose in besonderer Weise empfänglich geworden, um zu hören, dass der Gott seiner Väter ein mitleidender Gott ist, der Leben für die Menschen will, Leben in Fülle.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2039
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