SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

In einer Welt, in der Stress und Unsicherheit zunehmen, wird eine Frage immer relevanter: Wie können wir für unsere Gesundheit sorgen und innerlich stabil bleiben oder werden? Die Zeitschriften und Ratgeber sind voll von dieser Frage.
Ich schaue mich um in meinem Freundes- , Verwandten- und Bekanntenkreis und frage mich, wer es denn so am Besten hinkriegt mit dem eigenen Leben – wer zufrieden ist meine ich, wer gerne lebt und das auch ausstrahlt. Dabei fällt mir auf: Diejenigen, die selbst in der Kindheit Liebe und Geborgenheit erfahren konnten, haben es am leichtesten, sich selbst zu vertrauen und ihren Weg zu gehen. Das mag eine Binsenweisheit sein, aber es ist wahr: Wer selbst viel Liebe empfangen hat, kann sich selbst lieben und anderen Liebe geben. Das große Beispiel dafür ist für mich die Liebe Gottes zu uns Menschen – genauer gesagt zu jedem Einzelnen. Das Besondere daran: diese Liebe Gottes ist absolut bedingungslos. So ganz kriegen wir das wohl nie hin, bedingungslos zu lieben – ich jedenfalls nicht. Aber es ist ein Ideal und es lohnt sich, diesem zu folgen und zum geliebten Menschen zu sagen: Was Du für mich bedeutest hängt nicht davon ab, was Du tust, erreichst, leistest. Es geht einfach um Dich selbst und um sonst nichts. Für uns Christen wäre es also wichtig, diese Botschaft zu verbreiten: Gottes Liebe hängt nicht davon ab, wie brav, gesetzeskonform, ehrlich oder sonst etwas wir sind. Und dieses Prinzip dann, wie gesagt, auf die Beziehung zu unseren Kindern, Partnern, Freunden zu übertragen, zumindest so gut es irgend geht.

Die Folge davon: Geborgenheit, Wärme und Stärke die gesund machen. Emotionale, psychische Gesundheit ist sehr wertvoll, ein großes Geschenk und ebenso wenig selbstverständlich wie körperliche Gesundheit.

Natürlich lässt es sich nicht einfach so herstellen, dass jemand emotional stabil und psychisch gesund ist – das hängt ja von vielen verschiedenen Faktoren ab. Aber ich kann mir vornehmen, nicht mehr dem anderen Menschen das Gefühl zu geben, dass sein Wert davon abhängig ist, wie sehr er meinen Erwartungen und Wünschen entspricht. Und dass im Bereich der Religion hier besonders viel schief gegangen ist und immer noch schief geht, ist bekannt. Da wurde und wird immer wieder das Gefühl vermittelt, dass Gott nur dann zufrieden ist und einen Menschen liebt, wenn er das tut, was von ihm erwartet wird, sich an die Gebote hält und nicht von diesem Weg abweicht. Häufig genug wurde Religion so zum Instrument der Unterdrückung und der Macht.

Zeit, das zu ändern! Zeit, davon zu erzählen, wie Gott wirklich ist: Liebevoll ohne jede Bedingung.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20389
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