SWR2 Wort zum Tag

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Deutschland feiert im Oktober ein Silberjubiläum, vor 25 Jahren war es offiziell: das war Land war wiedervereinigt, die Begeisterung groß. Das danach einige Ernüchterung folgte und das „Zusammenwachsen, was zusammengehört“ (Willy Brandt) schwieriger wurde als man glaubte und „die blühenden Landschaften“(Helmut Kohl) lange auf sich warten liessen, schmälert nicht die große historische Bedeutung dieses Datums. Jedes Jahr wird man sich am 3.Oktober auch in Zukunft gern dran erinnern. Beim heutigen Datum ist das genau umgekehrt. Heute vor 54 Jahren, am 13. August 1961, wurde begonnen „die Mauer“ zu bauen, die bis 1989 für viele zur tödlichen Grenze werden sollte. Sie ist schon lange abgebrochen, Teile von ihren haben mittlerweile musealen Charakter, einige sind Denkmäler geworden als Warnung zu was der Mensch fähig ist und auch als Symbol für andere Mauern und Ausgrenzungen. Davon gibt es genug.Wer sich z.B. nicht näher für das drängende Problem der Flüchtlinge interessiert, wer nicht bereit ist die Gründe wahrzunehmen, die Menschen aufs Meer treiben, wer nicht bereit ist mit einem Flüchtling zu reden, face to face, der fällt leicht den fanatischen Hetzern zum Opfer, die mit ihren rassistischen Sprüchen die Mauer zu den Hilfesuchenden fest zementieren. Wer Gott und den Islam missbraucht um seine menschenverachtenden Ziele zu erreichen, errichtet riesige Mauern, die ihn von allen Menschen guten Willens und besonders von wirklich gläubigen und empörten Muslimen abgrenzen. Wer sich immer noch über Homosexuelle als „Täschlein schwingende Weicheier mit Hüftschwung“ lustig macht, wird nicht versuchen die Mauer in seinem Kopf niederzureissen, die ihm helfen würde, seine Zerrbilder an der Begegnung mit real existierenden schwulen Menschen zerplatzen zu lassen. Doch genau darauf kommt es an, denn an uns liegt es, wie es im Gebet der Vereinten Nationen heisst, aus unserer Erde „… einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung. Gib uns Mut und Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst stolz den Namen Mensch tragen.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20347
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