Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Ich hab noch Möhrensuppe vom Wochenende, komm doch heute Abend vorbei, dann machen wir mal einen Mädels Abend“ – so rief mich eine Freundin an. Sonst sind wir oft zu viert und die Männer spielen sich die Bälle zu, das sind immer sehr heitere Abende. Jetzt also „von Frau zu Frau“ – erst ging‘s über Kochrezepte, dann über die Gesundheit, die Männer, das Leben im Allgemeinen und besonderen. Aber so zu zweit ist doch mehr Aufmerksamkeit und Engagement gefordert als zu viert. Ich frage mich, was ich von mir erzählen könnte – und Astrid überlegt auch, wie weit sie gehen will. Wie persönlich wir miteinander reden, was wir uns anvertrauen können und wollen. Manchmal schweigen wir kurz – aber alles in allem ein guter Abend.

Dann komme ich nach Hause, setze mich noch an den PC. Ich finde da meine ganzen „Freunde“ aus den sozialen Netzwerken. Die empfehlen mir Lieder, die ich mir anhören soll oder sie haben Fotos von Blumen gepostet. Es gibt Berichte von Wanderungen und persönliche Nachrichten. Alles nur ein paar Klicks entfernt, und ich schreib dann „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“ oder knipse einfach „Daumen hoch“. Das kostet keinerlei Anstrengung und in einer knappen halben Stunde hab ich bestimmt 50 Bemerkungen gemacht und weiß von all meinen „Freunden“, was sie so gemacht haben. Diese virtuelle Welt macht auch Spaß und mein Bekanntenkreis bleibt dadurch wach; ich erfahre von Menschen, die ich selten sehe, trotzdem gelegentlich etwas und kann drauf reagieren.

Die „alte Art“, der persönliche Kontakt, ist natürlich anstrengender: ich muss Schuhe anziehen, irgendwohin gehen oder fahren, muss das Gespräch gestalten und kann nicht einfach weiter klicken wenn ich nicht mehr weiter weiß. Beides ist auf unterschiedliche Art gut – aber letzten Endes ist „in echt“ persönlicher – und es gibt noch ein Süppchen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20295
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