SWR3 Gedanken

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In meinen jungen Jahren habe ich gelernt, Schreibmaschine zu schreiben. Das waren damals solche Geräte mit Kugelkopf, die jeden einzelnen Fingermuskel durchtrainiert haben. Um einen Buchstaben aufs Papier zu bringen, brauchte es ziemlich viel Kraft und Mühe.
Mittlerweile sind solche Schreibmaschinen Museumsobjekte. Wenn ich heute Texte schreibe, reicht ein sanftes Antippen, und auf meinem Bildschirm erscheinen in Sekundenbruchteilen Wörter und Sätze. Für andere Aktionen muss ich einfach nur auf einem Bildschirm wischen oder einen Touchscreen berühren. Leise Berührungen meiner Fingerkuppen reichen aus, um Überweisungen zu tätigen oder mit anderen Menschen zu kommunizieren.
Am technologischen Fortschritt ist bestimmt nicht alles Gold, was glänzt. Aber das sanfte Berühren gefällt mir gut. Ein Touch, eine zarte Berührung reicht aus, um etwas auszulösen. Und das stimmt ja nicht nur für Smartphone und Co. Das gilt auch für Menschen.
Die Bibel zum Beispiel erzählt eine Menge Geschichten vom sanften Touch Gottes. Wenn Jesus Menschen heilt, reicht oft eine leise Berührung. Oder er segnet Menschen mit sanften Händen. Mit anderen Worten: In der Begegnung mit Menschen zeigt Gott eine Menge Fingerspitzengefühl.
Manchmal ist es wichtig, jemandem herzhaft um den Hals zu fallen oder so richtig fest die Hand zu drücken. Aber noch viel öfter sind es die zarten Gesten, die Menschen berühren. Die etwas auslösen bei Menschen. Einen Kinderkopf liebevoll streicheln, einen Seniorenellenbogen sanft stützen, eine entmutigte Schulter leicht drücken. Umgang mit Fingerspitzengefühl eben.
Mein Smartphone schätzt die sanfte Berührung. Und ich auch.

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