SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Simon hatte Erfahrung. Von klein auf hatte er seinen Beruf erlernt. Schon mit seinem Vater war er auf den See hinausgefahren und hatte Fische gefangen. Und jetzt tat er dies jeden Tag gemeinsam mit seinen Kollegen.
Die Bibel erzählt seine Geschichte.[1] Jeden Tag haben er und seine Kollegen auf dem See ihre Netze ausgeworfen und mit dem Tagesfang ihre Familien ernährt. Die jahrelange Erfahrung hat ihnen geholfen. Sie haben eben genau gewusst: Fische fängt man auf dem See Genezareth nachts. Und man fährt hinaus zu den flachen Stellen, wirft die Netze aus und hofft auf einen guten Fang.
So haben Simon und seine Kollegen es immer gemacht. Abend für Abend, Nacht für Nacht. Aber an einem Tag ist alles schief gegangen. Sie hatten nichts gefangen. Keinen einzigen Fisch. Das Netz war leer und kaputt. Und genauso haben Simon und seine Freunde sich auch gefühlt. Leer und kaputt. Trotz aller Routine hatten sie nichts gefangen.
Und dann war Jesus gekommen. Ein Fremder für sie. Einer, der kein Fischer war und er hatte zu ihnen gesagt: Fahrt noch einmal hinaus dorthin wo es tief ist.
Zuerst wollten sie das nicht tun. Das sprach gegen alle Erfahrung, es war ganz neu und fremd: Fischen am Tag, dort, wo es tief ist, gefährlich und unbekannt.
Aber obwohl das alles gegen ihre Erfahrung war, haben Simon und seine Freunde sich doch auf das Neue eingelassen.
Und für ihren Mut wurden sie so richtig belohnt. Sie haben einen wirklich großen Fang gemacht, so viele Fische, dass die Boote beinahe gesunken wären. Und sie haben gemerkt: Gott ist mit uns.
Ich finde diese Geschichte bis heute aktuell: Wie oft halte ich an dem fest, was ich schon immer so gemacht habe? Oft! Immer mit der Begründung: Das war schon immer so!
Aber Jesus zeigt mir: Obwohl ich viel Erfahrung habe und vieles schon immer so gemacht habe, kann ich Neues wagen. Mutig sein. Mich auf Unbekanntes einlassen. Und auch mal dort hingehen, wo es tief ist.
Und Jesus zeigt mir: Gott ist mit dabei. Er verlässt mich nicht. Dann nicht, wenn ich es mal wieder so mache, wie es immer schon war. Aber vor allem auch dann nicht, wenn ich Neues wage. Wenn ich alles auf den Kopf stelle, was schon immer so war.


[1] Lukas 5, 1-9

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20270
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