SWR3 Gedanken

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Wenn man essen geht, kann man ja vieles falsch machen: zum Beispiel Serviette in den Kragen oder auf den Schoß? Und was macht man damit nach dem Essen? Ich habe mal gehört, in Italien solle man die Serviette zerknüllen, wenn´s einem geschmeckt hat.

Es gibt einen alten jüdischen Tischbrauch, der heißt: Erst wenn man ganz fertig ist mit Essen, dann zerknüllt man seine Serviette. Wenn man nur eine rauchen geht oder auf die Toilette muss, dann bleibt sie sorgfältig gefaltet liegen. Ganz praktisch eigentlich: Wenn das Service-Personal eine gefaltete Serviette sieht, dann weiß jeder: der Gast kommt wieder.

Dieser jüdische Brauch spielt nicht nur beim essen Gehen eine Rolle, sondern auch als Petrus das leere Grab von Jesus entdeckt hat. Am Tag nach der Kreuzigung kommt Maria Magdalena, eine gute Freundin von Jesus, ans Grab. Sie traut ihren Augen nicht: der Stein, der das Grab verschließen soll, ist weggerollt. Schnell rennt sie zu den Jüngern, um Bescheid zu geben. Petrus traut sich als erster in das Höhlengrab hinein. Er sieht die Leinenbinden, mit denen Jesus eingewickelt war, kreuz und quer auf dem Boden liegen. Und jetzt kommt´s: Das Schweißtuch, das Jesus auf dem Kopf gelegen hatte, liegt fein säuberlich gefaltet „daneben an einer besonderen Stelle“, wie es heißt.

Eigentlich ein Detail, das man weglassen könnte. Aber es war dem Evangelist so wichtig, dass er einen ganzen Vers dafür verwendet hat. Und kennt man den jüdischen Brauch mit der Serviette, dann macht´s auch heute noch Klick: zerknüllte Serviette – ich bin fertig. Gefaltete Serviette: Ich komme wieder!

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