SWR3 Gedanken

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Was ist wichtiger: anpacken und produktiv sein oder einfach nur da sein und aufmerksam zuhören? Für den „typischen Schwaben“ gar keine Frage! Für die Bibel schon.

Es gibt eine Geschichte, wo Jesus zwei befreundete Schwestern besucht. Sie heißen Marta und Maria und wohnen gleich hinter dem Ölberg südöstlich von Jerusalem. Jesus ist ein Freund des Hauses. Er kommt öfters hier vorbei, wenn er unterwegs ist zum Jordan. Dann versammelt sich das ganze Haus und hört zu. Jesus weiß, wie man sein Publikum fesselt. Da ist aber noch etwas: Wenn er im Haus ist, sind alle erfüllt und glücklich.

Maria hängt Jesus an den Lippen, sie lässt sich kein Wort entgehen. Sie ist so aus dem Raum und aus der Zeit, dass sie total ihre Gastgeberpflichten vergisst. Aber da ist ja noch Marta. Etwas säuerlich kümmert sie sich um Getränke und Häppchen. Bis ihr der Kragen platzt, schließlich verpasst sie ja gerade das Beste. Sie sagt zu Jesus: „Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen!“ Jesus antwortet in seiner unnachahmlichen Art – einerseits liebevoll, andererseits total unerwartet: „Marta, Marta, du machst dir viel Mühe. Aber nur eines ist wichtig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.“

Bumm, das sitzt. Marta ist erstmal bedient. Aber später erkennt sie, was Jesus sagen wollte: „Nichts ist im Moment wichtiger als meine frohe Botschaft an euch. Alles andere kann warten. Denn oft werde ich hier nicht mehr vorbeikommen.“

Ich finde, man sollte „zupacken“ und „zuhören“ nicht gegeneinander ausspielen. Manchmal geht beides und manchmal auch gar nichts. Und wenn nur eines von beiden geht, dann muss ich Prioritäten setzen – so wie Maria. Wenn ich die Chance gehabt hätte Jesus live zu erleben, ich hätte bestimmt auch lieber zugehört.

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