SWR3 Gedanken

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Ich habe bei einem so genannten „Exit Game“ mitgemacht: Zu dritt haben wir uns in einen Raum einsperren lassen. Ziel ist es, innerhalb einer Stunde den Schlüssel zu finden und wieder rauszukommen.

Mir ist es schon etwas mulmig, als der Spielleiter die Tür hinter uns abschließt. Der erste Blick geht zur digitalen Zeitanzeige, die ab jetzt unerbittlich runter rattert. Aber dann ist unser Such- und Spieltrieb geweckt: Rätsel lösen, Zusammenhänge erkennen, Codes knacken. Kurz bevor die Uhr abgelaufen ist fehlt uns noch die Lösung zu einer kniffligen Textaufgabe. Und das unter Zeitdruck. Dann ruft einer: „Probier´s einfach mit der fünf!“ Ich tippe als letzte Ziffer die fünf ins Tresorschloss. Passt! Der Tresor öffnet sich, wir haben den Schlüssel gefunden. Kurz vor Ende des Countdowns öffnen wir erleichtert die Zimmertür.

Ich habe am eigenen Leib gespürt, wie es sich anfühlt gefangen zu sein, keinen Ausweg zu wissen. Ganz schön beklemmend. Und das Ganze war ja nur ein Spiel. Im echten Leben ist es viel existentieller.

Gefangen sein kann ganz unterschiedlich aussehen: zum Beispiel verstrickt sein in die Machtspiele eines Betriebes. Auf welche Seite ich mich auch schlage, es ist immer die falsche. Oder gefangen sein von meiner eigenen Persönlichkeit: entweder ich möchte alles zu perfekt machen oder ich bin antriebslos, bringe nicht den Mut auf, etwas endlich anzupacken.

Für die meisten Situationen gibt es irgendwo einen Türöffner. Manchmal kommt Hilfe von außen. Und oft schlummert die Lösung nur in mir. Dieser Schlüssel ist meistens schwierig zu finden. Schwieriger jedenfalls als beim Exit Game.

Ich erinnere mich noch genau an die Reaktion des Spielleiters, als wir die Tür endlich auf hatten: Mit einem Strahlen im Gesicht hat er gesagt: „Ihr seid erlöst!“

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