SWR3 Gedanken

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Wunder sind so etwas wie das Aushängeschild Jesu. Sie haben ihn bekannt und beliebt gemacht. Ich  vermute aber, Jesus hat Wunder eher widerwillig getan, wirklich nur aus purer Menschenliebe, weil er Mitleid hatte. Nicht etwa um zu zeigen, dass er ein toller Hecht ist.

Jairus ist verzweifelt. Seine 12jährige Tochter liegt im Sterben. Er fleht Jesus an, sie wieder gesund zu machen. Wahrscheinlich zerreißt es Jesus das Herz, als er den niedergeschlagenen Vater sieht. Erst schickt er alle Gaffer weg. Das Mädchen ist inzwischen tot, doch Jesus sagt zu ihr: „Mädchen, steh auf!“ Die Eltern und Jünger sind gleichzeitig fassungslos, verblüfft und überglücklich: das Mädchen steht auf. Bevor Jesus geht, schärft er allen das ein, was er meistens nach einem Wunder tut: „Erzählt davon ja nichts weiter!“

Dieser Satz könnte Jesus natürlich als PR-Trick ausgelegt werden. Nach dem Motto: wenn du willst, dass sich etwas weiter verbreitet, dann mach es zum Geheimnis. Ich glaube aber, Jesus wollte nicht, dass die Leute ihm die Bude wegen weiterer Heilungen einrennen. Ihm kam es auf etwas anderes an als auf gute PR: Er wollte Menschen aufrichten: „Steh auf!“

„Steh auf!“, das sagt Jesus auch zu den verängstigten Jüngern, die bei Sturm im Boot sitzen. Er sagt es zu einem Gelähmten, den er gerade geheilt hat. Zu einem Mann mit einer verkrüppelten Hand sagt er sogar: „Steh auf und stell dich in die Mitte.“ Jesus möchte nicht den Wunderheiler geben und kein Star sein. Er möchte Menschen, die am Ende, am Rand oder am Boden sind, aufrichten und stärken.

Ich stelle mir vor, dass Jairus nach dem Wunder mit seiner Tochter wirklich den Mund gehalten hat. Aber er wird vielleicht gedacht haben: „So eine unglaubliche Kraft und Liebe ist mir bei einem Menschen noch nie begegnet.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20258
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