SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Liebe verändert. Liebende verändern sich, gegenseitig und jeder sich selbst. Und zwar gerade dann, wenn keiner den andern ändern will. Das klingt paradox. Aber lieben heißt ja gerade zum andern Menschen Ja sagen, so wie er ist, und dabei neugierig sein auf das, was ich in ihm jetzt nur ahnen kann. Wenn ich liebe, bekomme ich auch einen andern Kontakt zu mir selber, zu Ideen, Gefühlen, Möglichkeiten, die sonst nicht da sind. Und geliebt zu werden weckt vieles in mir, das sonst schlummert. Das riecht stark nach Veränderung, nach Leben. Und es ist realistisch. Auch wenn es leider allzu oft das andere gibt: daß Menschen sich gegenseitig blockieren und beschneiden oder sich total auseinanderentwickeln. Und dabei trotzdem nicht voneinander loskommen. Menschen täuschen sich einer im andern, sind überfordert von der Aufgabe, sich gemeinsam weiterzuentwickeln. Es tut mir weh, wann immer ich das miterlebe und dabei so wenig helfen kann.

Und ich freue mich, wenn ich erlebe, daß Liebe Menschen lebendig sein lässt. Wenn sie wachsen, sich und ein Stück Welt um sie herum verändern. Im Neuen Testament wird immer wieder erzählt, wie Jesus Menschen liebevoll begegnet und sie ermutigt, sich zu verändern. Dem Gelähmten sagt er: Nimm deine Bahre und geh. Und der Frau, die ihren Mann betrogen hat, sagt er: Ich verurteile dich nicht. Geh und sündige nicht mehr. Menschen, die als Kranke oder mit Schuldgefühlen seine Nähe suchen, sagt er: Dein Glaube hat dir geholfen. Und nachdem Jesus beim Zöllner Zachäus zu Gast war, hört der auf zu betrügen und gibt bisher ergaunertes Geld den Armen. Sie alle haben Zugang gefunden zu neuen Kräften und Facetten in sich selber. Und Mut, sie auszuprobieren.

Liebe kann verändern, Liebe zwischen Menschen, und Gottes Liebe zu uns. Sie sagt Ja, ohne den status quo zu zementieren. Sie stärkt, sie öffnet. Und bietet Halt an, wenn ich wage, auf neuen Wegen ich selber zu werden.

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