SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Das „Wissenskarussell“ dreht und dreht sich. Immer mehr und immer neue Daten und Fakten. Doch wie sollen wir unterscheiden, was uns wirklich gut tut, was wichtig ist für unser Leben? Ich glaube, dazu bedarf es vor allem der Weisheit.

Die Weisheit ist auf kein Lebensalter begrenzt, auch auf keine Lebenssituation. Ich glaube, besonders tief und intensiv hat die Lebensweisheit erfasst, wer fröhlich ist und herzlich lachen kann.

Das sind die Kinder, die „quietschvergnügt“ über den verbotenen Rasen rennen, die über einen kleinen Fisch im Gartenteich staunen. Die sich freuen, wenn wir mit ihnen spielen und lachen, fantastische Geschichten erzählen und lustige Lieder mit ihnen singen. 

Und wenn sie lebensnah und neugierig fragen: wieso, weshalb, warum? Wo war ich, bevor ich geboren wurde? Wo werde ich sein, wenn ich tot bin? Wo wohnt der liebe Gott? Kinderfragen, die aus einem neugierigen Herzen kommen. - Aber auch, wenn sie spontane Antworten geben, wie im Unterricht einer Grundschule. Es ging um moderne Erfindungen. Nach einer wichtigen Sache gefragt, die es vor 40 Jahren noch nicht gegeben hat – streckt ein Mädchen eifrig die Hand und meint: „Mich!“

Kinder sind noch nicht fertig, noch nicht festgelegt. Sie sind voller Überraschungen. Zugleich sind sie zerbrechlich, verwundbar, darauf angewiesen, dass wir gut zu ihnen sind. Sie erinnern uns Erwachsene auch daran, dass die wesentlichen Dinge des Lebens nicht gekauft und nicht gemacht werden können, sondern geschenkt sind: Zuneigung, Vertrauen, Geborgenheit, Liebe. Das macht Kinder so liebenswürdig. 

Aus Kinderaugen spricht eine Einfachheit, wie sie eben aus dem Herzen eines Kindes kommt. Aus Kinderaugen spricht etwas Frisches, Unverstelltes, Ursprüngliches – und: wahre Einfalt. Wenn wir unter Einfalt unzweideutig, offen und gerade sein verstehen. Der ursprüngliche, noch unverstellte Blick der Kinder sieht die Wirklichkeit gerade mit den Augen dieser Weisheit – sie raten uns: einfach vertrauen. 

Ich glaube: Jesus, ein Freund der Kinder, hat auch sie gemeint, wenn er einmal zu den umstehenden Erwachsenen sagte: „Es gibt eine Weisheit, die den Gescheiten und Klugen verborgen ist, die Einfachen und Kleinen aber wissen um sie.“ (Matthäus 11,25)

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