SWR2 Wort zum Tag

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Großeltern können manchmal Dinge, die können Eltern nicht. Darum sind Großeltern für Enkelkinder so prima und wichtig.
Und manchmal lernen Großeltern auch Dinge, die sie als Eltern selbst noch nicht konnten. Und darum sind Enkelkinder oft so prima und wichtig für Großeltern.
Ich sage das nicht aus eigener Erfahrung als Opa, aber ich habe mich wieder erinnert. Als ich ein Foto meines Vaters mit meiner Tochter angeschaut habe.
Er war damals etwa so alt wie ich heute: Die beiden gehen miteinander durch den Garten - ganz bei sich - drehen sie mir als Betrachter den Rücken zu. Er, der Opa, die obligatorische Mütze auf dem Kopf, die Kleine, 4 Jahre vielleicht, lange blonde Haare, im Sonntagskleid. Klar, gehen sie Hand in Hand. Fast zu idyllisch, könnte man denken, aber sie waren wirklich ein Herz und eine Seele. Ich glaube, mit seiner eigenen Tochter ist er als Vater so nie unterwegs gewesen. Aber so ist das, Großeltern können manchmal Dinge, die sie als Eltern noch nicht konnten. Und sie können Dinge, die Eltern nicht können. Ein Segen.
Ein Interview, das ich gelesen habe, hat das bestätigt. Der Vorsitzende der Initiative Großeltern AG – die gibt es wirklich - (
www.grosseltern.de )hat es gegeben. 70 ist er, aktiver Opa mit 4 Enkelinnen. Er hat erzählt:
Ich handwerke gern mit den Mädchen. Heutzutage kann ja kaum noch ein Kind mit Hammer, Zange oder Messer umgehen. Das ist schade, denn Kinder haben einen Riesenspaß dabei. Neulich haben wir zusammen eine Schachtel Nägel in einem Stück Holz versenkt. Dass dabei auch mal ein Fingerchen unter den Hammer gerät, lässt sich leider nicht vermeiden. (Interview mit Rudolf Lode in Spiegel online)

Wie man ein weinendes Enkelkind dann tröstet, das hat der Großvater auf seine älteren Tage auch noch gelernt.
Das ist doch göttlich, noch einmal ein anderer werden zu können. Möglichkeiten in sich entdecken und ans Licht bringen, die man sich vielleicht nie zugetraut hätte. Göttlich. Es erinnert mich an diesen wunderbar geheimnisvollen Satz in der Bibel, mit dem sich Gott dem Mose vorstellt.
„Ich bin der, der ich sein werde,“ sagt Gott. Er bleibt nicht unveränderlich. Er ist ein Gott, der Menschen begleitet, mit ihnen und vor ihnen geht, in die Zukunft.
Darum finde ich das so tief menschlich, und hoffe, Sie und ich, erleben das auch: Dass wir Kindern begegnen, vielleicht eigenen Enkeln und uns von ihnen mitnehmen lassen. Dass sie uns neue Fenster öffnen zu uns selbst. Und für alle Großeltern hoffe ich, dass die mittlere Generation den Mut hat, Enkel und Großeltern zusammen kommen zu lassen. Damit sie erleben, welche Möglichkeiten in ihnen stecken.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20173
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