SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Wälder, tief und grün, Berge, still und vom Wind umweht, das klare Wasser eines Baches, blauer Himmel. Und es riecht nach frischem Brot, wenn ich mich endlich einem Dorf nähere, und nach Kaffee. Herzhafter spanischer Käse, Wein.
Farben, Formen, Gerüche, alles ist so präsent in mir. Ich atme ein und aus. Die Luft (ist)  sonnendurchtränkt.
Inmitten all der Wunder der Natur, hat mir der Jakobsweg sein Geheimnis offenbart. Der Jakobsweg, auf dem man über tausend Kilometer pilgern kann, auf den Spuren von Christinnen und Christen, die dort seit vielen Jahren unterwegs sind. Der Jakobsweg ist nicht katholisch oder evangelisch. Er ist mehr als ein nur christlicher Weg.
Das habe ich jedenfalls so erlebt, als ich dort unterwegs war. Für mich überschreitet der Jakobsweg die Grenze einer Religion: in seiner ganzen Länge nähert sich der Pilger der Wahrheit des Lebens an. Es ist menschliche Urerfahrung.
Auf dem Jakobsweg unterwegs zu sein, war für mich eine Befreiung.
Meine Gedanken haben aufgehört, sich im Kreis zu drehen. Ich will nichts mehr, ich setze einen Fuß vor den anderen, ich höre auf zu denken, träume manchmal, oft denke ich einfach an gar nichts. Der Weg durchbricht die Starre der Gewohnheiten und bringt mich in Harmonie mit der Natur.
Das alles dringt über den Körper in meinen Geist, meine Seele ein. Wie soll ich die Freiheit, die ich auf dem Jakobsweg erlebt habe, beschreiben? Vielleicht so: als ich aufgebrochen bin, habe ich nichts gesucht. Aber ich habe es gefunden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20167
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