Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Es ist heiß und es ist anstrengend und es geht bergauf. Ich war als Kind nicht so schnell wie mein großer Bruder, und manche Wanderung in den Bergen fand ich gar nicht lustig. Manchmal wäre ich lieber am kühlen Bergbach geblieben und hätte mich dort ausgeruht. Stattdessen geht es immer nur bergauf - wann sind wir endlich da? Und warum bin ich eigentlich unterwegs? Ich spüre heute noch die Anstrengung, wenn ich daran denke.
Ein junger Patient, den ich mal in der Klinik besucht habe, hat genauso einen Berg gemalt. Einen sehr hohen Berg. Den hat er sich ins Zimmer gehängt. Er sagte: „Mir kommt meine Krankheit manchmal wie so ein Berg vor. Es ist steil, es ist anstrengend und zieht sich unerträglich lange hin!“
Und doch hat das Bild ihm geholfen. In seinem kleinen Zimmer hat ihm das so etwas wie einen Ausblick gegeben. Das also ist mein Berg. Der Weg nach oben ist anstrengend. Und er zieht sich unerträglich lange hin. Wann bin ich endlich da? Und warum bin ich überhaupt unterwegs? Aber auch der Gipfel, das Ziel war auf dem Bild sichtbar. Es gibt ein Ziel, darauf gehe ich zu. Manchmal hat er mir auf dem Bild einen Punkt gezeigt und gesagt: „Ich glaube, ich bin jetzt hier!“ – Und da war noch ein steiler Weg vor ihm, aber auch schon ein ganz langer Weg hinter ihm. Ankommen ist also möglich.
Mir hat das auch als Kind geholfen. Mir auszumalen, wie es wohl sein wird, wenn ich angekommen bin. Wenn ich ausruhen darf, eine wunderbare Sicht habe, was essen und trinken kann.
Wenn wir ein Bild haben vom Ziel, dann halten wir besser durch. Der Seher Johannes hat in der Bibel von einem Ziel gesprochen, dass wir alle vor uns haben: „Ich sehe einen neuen Himmel und eine neue Erde!“ hat er gesagt. Er hat erlebt, dass er auf seinem steilen Weg nicht allein ist. Und dass Gott ihm Bilder schenkt, wie es sein wird. Einen neuen Himmel und eine neue Erde – das fängt da schon an, wo eine Krankheit überwunden wird, wo eine Aufgabe gelöst wird. Wo ein erster Schritt gewagt wird!
Mir macht das Mut.  Wenn etwas wie ein Berg vor mir ist, ein Bild vom Ziel im Herzen zu haben. Und gerade heute am Anfang einer neuen Woche zu spüren: Gott geht mit, mit seinem Segen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20131
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