SWR3 Gedanken

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Ich wollte es erst wegwerfen, so ein Versicherungs-Hochglanzmagazin, aber dann habe ich es doch durchgeblättert und bin bei einer kleinen Statistik hängen geblieben. „Die größten Gesundheitssünden“ war sie überschrieben. Nicht nur der Titel ist mir gleich in die Augen gesprungen. Nein, so was liest man ja auch ganz gern, so zum Vergleich: Lebe ich gesund und wie leben die anderen Menschen? Und welches sind denn die größten Gesundheitssünden? Also die größte ist wohl: zu wenig Bewegung. Rund 60% machen zu wenig Sport, bewegen sich zu wenig. Platz 1 der größten Gesundheitssünden in unserem Lande. An zweiter Stelle, zu viel Süßes und Fettiges mit 40 %. Zuviel Stress gilt auch als Gesundheitssünde. Platz 3 mit 36 % aller Frauen und Männer. Am besten hat mir die letzte Kategorie gefallen, sie heißt „keine Sünden“. 7,7 % der deutschen Bevölkerung leben komplett ohne irgendeine Gesundheitssünde. Keine Sünden, das lässt mich nicht los. Weil es so schön sauber klingt, so gewissenhaft und perfekt. Und so brav, aber irgendwie auch eigenartig. Denn wo oder besser wie lebt ein Mensch, der regelmäßig Sport treibt, wenig Süßes und kaum Fettiges ist und dafür fleißig Obst und Gemüse, sich von Stress möglichst fern hält, regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung geht und wenig Alkohol trinkt? So ganz ohne irgendwelche Gesundheitssünden. Er oder sie lebt sicher vorbildlich. Mit sehr gutem Gewissen, wohl auch mit einem guten Körpergefühl und hoffentlich in guter Gesundheit an Leib und Seele. Mit kleinen Sünden vielleicht, ja hoffentlich, woanders. Denn gerade auch sie machen die Menschen doch so wunderbar menschlich, oder?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20123
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