SWR3 Gedanken

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Heute vor zweiundsechzig Jahren begann der Zweite Weltkrieg.
deshalb ist heute Antikriegstag.
Heute zu protestieren ist gut. Noch besser wäre es gewesen,
schon vor dem Zweiten Weltkrieg zu protestieren.
Aber wer hätte sich das getraut: damals gegen Hitler zu protestieren?
Einer hat sich das getraut: Sein Name ist Hermann Stöhr.
42 Jahre ist er alt, als er kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges
an das für ihn zuständige Wehrmachtskommando schreibt:
„Den Dienst mit der Waffe muss ich aus Gewissensgründen ablehnen. Denn Jesus sagt: Wer das Schwert nimmt,
wird dadurch umkommen.“
Schreibt Hermann Stöhr, und er weiß, was Krieg bedeutet:
Im Ersten Weltkrieg hat er noch als Marineoffizier mitgekämpft.
Und Hermann Stöhr weiß, was nun seine Verweigerung bedeutet.
Am 31. August, also am letzten Friedenstag, wird er verhaftet
und wegen „Fahnenflucht“ zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Gegen dieses Urteil legt Hermann Stöhr Widerspruch ein,
denn er sei doch gar nicht geflohen und sei auch nicht feige;
er wolle eben einfach nicht mehr andere Menschen töten müssen.
Wegen dieses Widerspruchs verurteilt ihn ein Kriegsgericht zum Tod.
Der Richter nennt Hermann Stöhr einen „Sonderling“
mit „verschrobenen Gedanken“ und bezeichnet ihn als „Querkopf“.
Herrmann Stöhr wehrt sich gegen diese Bezeichnungen
und fragt den Richter, was denn daran sonderbar sei,
wenn man nicht töten will. Der Richter gibt keine Antwort.
Ein halbes Jahr später wird Hermann Stöhr geköpft –
und findet immer noch keinen Frieden.
Denn auch seine Beerdigung wird von der „Gestapo“,
also von der Geheimen Staatspolizei überwacht.
Hitlers Polizisten verhindern, dass der Pfarrer eine Predigt hält.
So bleibt für Herrmann Stöhr schließlich nur ein Bibelwort
und das Vaterunser, wie es schon Jesus gebetet hat.
Ich bin heute froh, dass Hermann Stöhr damals so mutig war,
gegen den Krieg zu demonstrieren.
Er hat den Krieg damit nicht verhindert,
aber er hat gezeigt, dass der Antikriegstag heute wichtig ist.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2011
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