SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Zum Sommerbeginn gehört für mich das Lied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben“. Ich singe es beim Joggen und beim Gottesdienst im Grünen mit der Gemeinde. Mit den Kindern haben wir es gesungen, als sie klein waren. Ich habe das Lied mit seinen 15 Strophen in den letzten Jahren auswendig gelernt. Zugegeben manche Worte und Bilder klingen altertümlich und fremd für unsere Zeit, wie: „Die Glucke führt ihr Völklein aus“. Bei manchen Aussagen schmunzle ich. Ich liebe es trotzdem. Es ist mein Lied für den Sommerbeginn. Und wie mir manche bestätigt haben, ihres auch.
Manche Strophen haben in meinem Leben ihren besonderen Platz. Die Strophe von der „unverdrossnen Bienenschar“, die ständig hin- und herfliegt, erinnert mich an einen längst verstorbenen Imker. Zu Beginn des Sommers haben wir jedes Jahr einen Gottesdienst auf seiner Bergwiese mit ihm zusammen gefeiert. Da durften wir die Strophe von der „unverdrossnen Bienenschar“ nicht weglassen. Eine andere Strophe fällt mir im Freibad ein. Diese Strophe besingt das „Lustgeschrei der Schaf und ihrer Hirten“. Das habe ich in Natura zwar nie gehört, aber immer mit Kindern im Freibad in Verbindung gebracht. Lust am Leben, sich austoben dürfen. Da spricht mir das alte Lied aus dem Herzen.
„Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben“. Das Lied hat etwas herzhaft Kindliches. Es ermuntert, dass ich mich auf den Weg mache. In der Natur spaziere. Aufmerksam hinschaue und hinhöre. Pflanzen und Tiere als Gabe Gottes des Schöpfers ansehe. Beim intensiven Betrachten soll mir das Herz aufgehen. Ich soll ins Staunen kommen, nichts für selbstverständlich halten und die Geschöpfe Gottes für so wertvoll, dass sie bewahrt werden.
Irgendwie kann ich Paul Gerhardt zustimmen, wenn er im aufmerksamen Wahrnehmen der Schöpfung nicht anders kann, als Gott zu loben, den Schöpfer des Lebens:
„Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen.
ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt
aus meinem Herzen rinnen.“
Da stimme ich gern mit ein, kindlich und herzhaft und singe mit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20099
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