SWR3 Gedanken

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Jetzt soll alles gleich gemacht werden. Das befürchten viele, wenn sie das Wort Gender hören. Gender meint ja: es gibt neben dem biologischen Geschlecht noch sowas wie eine Geschlechterrolle, die besagt, was Männern und Frauen rechtlich zusteht. Dass z.B. dem Mann nach der Geburt seines Kindes eine Elternzeit zusteht. Auch wenn  er nicht stillt. Und dass die Frau, auch ohne Erlaubnis des Ehemannes arbeiten darf und als geschäftsfähig gilt. Das gilt für Frauen in Deutschland erst seit 1962. Biologisches Geschlecht und gesellschaftliche Rolle sind zwischen zwei verschiedene Dinge. 
Zur Zeit Jesu war das mit dem Gender besonders krass. Damals war klar: Ein Mann ist für seine Frau verantwortlich. Sie ist ja auch sein Besitz. Deshalb ist es dem Mann auch möglich sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Für eine Frau dagegen ist es nicht möglich sich von ihrem Mann scheiden zu lassen. Welcher Besitz kann sich schon von seinem Besitzer trennen?
Aber Jesus hat die Geschlechter gleich gesehen in ihrem Wert und hat dann ganz radikal gesagt: Ehescheidung geht gar nicht! Auch nicht für den Mann.
Das war unglaublich fortschrittlich für die damalige Zeit: Mann und Frau sind gleichberechtigt! Und der Mann hat kein Vorrecht, nur weil er ein Mann ist. Für Jesus war klar: so lange Frauen keine Rechte haben, muss ein Mann lebenslang für sie sorgen. Nach dem Motto: einmal verheiratet, immer verheiratet.
Heute ist das anders: beide haben das Recht, sich aus einer Ehe wieder zu verabschieden. Männer und Frauen sind für sich selber verantwortlich. Das ist nicht einfach, das mit der Gleichberechtigung. Aber die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die war Jesus schon wichtig. Und auch deshalb finde ich es gut, das wir weiterhin fragen: Wo gibt es Ungerechtigkeiten, zwischen den Geschlechtern, die aufgehoben werden müssen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20081
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